OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

· Oberösterreichische Heimatblätter Faschingzug in Polling 1. Schi 1 der u n g Am Faschingdienstag, 15 Uhr, ging von Polling nach Imolkam und wieder zurück auf der Bundesstraße ein Faschingzug, den der Lehrer Rudolf Gruber, Polling, mit einer getreuen Helferschar aus der Ortsmusik Polling nach guter, alter, bodenständiger Ueberlieferung ausgerüstet hatte. Voran ritt auf einem gewaltigen Ochsen ein großer Kasperl (Rudolf Gruber), umschwärmt von einer losen Schar kleiner Hanswurste, die mit aufgeblähten Schweinsblasen, welche fischangelgleich an dünnen Stöcken mit Schnüren befestigt waren, unter den dicht gedrängten Zuschauern viel Unfug stifteten. Dann folgte die Schuljugend, die sich in wochenlanger Vorbereitung in geradezu wundersamer Weise herausgeputzt hatte. Da gab es zunächst den ersten Blumenflor des .Frühlings, dann ·kamen Taxen-, Zapfen- und Strohmandln, Märchen- und Völkergruppen, Handwerker und Sagengestalten, die Schilda-Spießbürger und zum Schluß der ganze bunte Sommerflor des Innvie1·tels mit einer reizenden Blumenkönigin in der Mitte. Nun folgte auf einem von Rindern gezogenen Wagen die köstlich als Weiberkapelle verkleidete Ortsmusik von Polling (Kapellmeister Franz Pointecker), die manchmal absichtlich entsetzlich falsch, aber stets scharf rhythmisch spielte. Ihr folgte der Höhepunkt des Zuges, Prinz Karneval (Kaufmann Franz Zweimüller) mit zwei Prinzessinnen (Gusti Gruber und Inge Zweimüller), Kindern und Dienerschaft. In einer prächtig geschmückten, von wertvollen Innviertler Rossen gezogenen Kalesche nahm er die manchmal etwas seltsamen Huldigungen der Zuschauer entgegen. Nun folgten in bunter Reihe die heiteren Wagen. Zuerst kam ein Jagdwagen, zu dem man eine richtige Jagdhütte frisch aus dem Wald auf einen Brückenwagen gestellt, mit Geflügel und Wild aller Art geschmückt und mit frohen Jägern, die auch fleißig Löcher in die Luft schossen, besetzt hatte. Die folgende Zigeunergruppe scharte sich um einen stilechten Plachenwagen, war verblüffend echt kostümiert und benahm sich auch danach. Der näch\!!te Wagen zeigte vorne eine Kartenspielergruppe und rückwärts eine Getreideputzmaschine, die fleißig die vorwitzigen Zuschauer mit Spelze_n und Kleien überblies.. Auf dem nächsten Wagen wurde in Inschrift und Insassen auf Gemeindeangelegenheiten angespielt. Dann kam ei11 richtiges Schöffengericht gleich mit Galgen, Henkern und Gehängtem, gar unheimlich anzusehen. Ein lustiger „Hoangartn" rund um den Spinnrocken vergnügte sich auf einem weiteren Wagen mit Gesang und Tanz und schließlich fuhr eine volle Ladung Cowboys und Cowgirls daher, die gewaltig aus Stoppelrevolvern herumknallten. Eine Schar von Besenweibern kehrte zum Beschluß mit fanatischem Eifer den Schneematsch der Straße auf die Zuschauer. Ein stattliches Aufgebot von Polizei, Gendarmerie, Gemeindedienern und ähnlichen Hütern der Ordnung, sämtliche in phantastischen Uniformen, hielt die ,,Ordnung" aufrecht. Das war sehr notwendig, denn Dienst- wie Werkelmänner, 62·

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