OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde tuch (das dama:ls noch nicht schwarz war, sondern meist dunkelbraun und eine blaue Bordüre hatte) über einen großen, aufgesteckten Kamm gebunden wurde. J. B. Wengler, der große Innviertler Maler, hat uns davon eine Reihe eindrucksvoller Ansichten hinterlassen. Das lichte Halstuch wurde nicht hineingesteckt, sondern außen getragen. Jedes „Mensch" trägt ein Tüchl in der rechten Hand, zweifellos das kleine, weiße, häufig gestickte „Tanztüchl", das auch zum Kirchgang mitgenommen und aufs Gebetbuch gelegt wird. Der Strumpf ist .weiß, die Schuhe sind halbhoch. Dieser trachtliche Einklang wird nirgends durchbrochen und zeigt die Innviertler Frauentracht auf einem Höhepunkt ihrer Entwicklung. Die Männer haben auch noch durchwegs die Tracht vor 1848, also noch keine „Schaikl'' sondern kurze „Spenserl", wenn die Mittelfigur im Vordergrund für eine solche Aussage in Frage kommt. Alle übrigen „Zöchbuam" haben, soweit erkennbar, den Rock ausgezogen und nur das Leibl an. :pie Hemdärmel plo~ern, sind jedoch am „Bürsel", ums Handgelenk, eng. Fünf von den erkennbaren acht Hosen-Trägern haben noch immer die enge Kniebundhose (Sansculotte) mit den vermutlich weißen oder hellblauen Strümpfen, bei der frontalen Mittelfigur könnte es sich um eine Stiefelhose mit hohen Stiefelri, bei der rechts davon befindlichen, ins Bild blickenden Figur ·um eine Stiefelhose mit Halbstiefeln handeln. Eindeutig läßt es sich nicht feststellen. Dies würde einen ersten Anklang für die ein Jahrzehnt später in vollem Schwung befindliche Stiefelhosentracht bedeuten. Auch vom „Scherbalgl"-Hut ist noch keine Spur zu entdecken, vielmehr haben die Burschen nach Landessitte beim Tal).z den „Himmelsteßer" oder die „Angströhrn", den besonders hohen Zylinder oder die Zipfelhaube auf. Auch der Spielmann trägt eine solche. Ein Mann, im Hintergrund in der Nähe der Türöffnung, tanzt mit seiner biedermeierlichen Schirmmütze trachtlich ein wenig aus der Reihe. Nur eine Gestalt hat keine Kopfbedeckung, sie unterscheidet sich auch sonst durch ihr dunkles, bis auf die Schultern fallendes Haar und den Bart, aber auch durch den städtischen Gehrock von den „gscherten" Bauernburschen. Offenbar hat sich damit Franz Stelzhamer selbst verewigt! Es ist nicht ersichtlich, ob er tanzt; er scheint vielmehr beim Ofen zu lehnen und sich mit einer Schönen (Kellnerin?) zu unterhalten. Die weiteren Kennzeichen der Innviertler Tracht, den breiten Ranzen, die über den „Fürleib" gelegten Hosenträger (mit Vorder- und Rücken'Steg, siehe Spielmann) und das Halstuch sind bei einzelnen Figuren wohl ersichtlich. So ist, insgesamt, das Landlabild nicht nur ein vorzügliches Zeugnis für die Kennerschaft und realistische Beobachtungsgabe Stelzhamers, sondern auch für die Trachtenkunde ein wertvoller Baustein, weil es den Beweis erbringt, daß vor 1843 das Innviertel im wesentlichen noch nicht von der bald danach von Osten her eindringenden Stiefelhosen-, Schalk-, Scherbalglhut-Tracht überlagert war. Franz Li p p (Linz) 6.1

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2