Bausteine zur Heimatkunde Ein Landlabild Franz Stelzhamers Unter den mancherlei bemerkenswerten Stücken, welche das Landesmuseum Linz erst jüngst wieder aus dem Nachlasse Franz Stelzhamers erwerben konnte, befinden sich auch vier eigenhändige Federzeichnungen des Dichters: nämlich eine „Vignett", zwei Entwürfe für das Titelblatt der „Gedichte in obderennsischer Volksmundart, II. Teil", zweite vermehrte Ausgabe Wien, und schließlich eine Illustration zu den bekannten Versen aus dem Gedichte „Mein Müaderl": „Dö Köglstatt grath Und wo s' tanzen, daß 's staubt.'' Sämtliche vier Blätter stammen ersichtlich von derselben Hand und tragen unverkennbar Stelzhamers charakteristische Schriftzüge. Drei sind außerdem mit der eigenen Unterschrift versehen, auf dem vierten wurden die erwähnten Verse sicher von Stelzhamer beigefügt und eine · Bleistiftbemerkung bestätigt außerdem: ,,Zeichnung von Fr. Stelzhamer". Es liegen also tatsächlich Handzeichnungen Stelzhamers vor. Das ist nun eigentlich gar nicht so erstaunlich. Denn Stelzhamer glaubte sich, ähnlich wie sein Zeitgenosse Stifter, eine Zeitlang zum Maler berufen, besuchte vorübergehend sogar die Wiener ~aler-Akademie, verkehrte in Wien und München viel in Malerkreisen, nannte seine Feuilletons gerne Skizzen, Bildchen, Daguerreotypien, ja geradezu „Federzeichnungen" und erweist an unzähligen Stellen seiner Dichtungen ein scharf beobachtendes Künstlerauge. Erhalten blieb v9n Stelzhamers malerischem Schaffen - im Gegensatz zu Stifter - allerdings schier nichts. Die Zeitbestimmung der vier genannten Federzeichnungen kann sich auf die Tatsache stützen, daß die zweite vermehrte und verbesserte Auflage der „Gedichte in obderennsischer Volksmundart, II. Teil" bei P. Rohrmann in Wien mit der Jahreszahl 1844, also tatsächlich wohl schon vor Weihnachten 1843 erschien. Die Blätter dürften daher aus den Jahren 1842 - 1843 stammen, welche Stelzhamer meist auf Vortragsreisen zubrachte, die ihn kreuz und quer zwischen München und Wien durch die Lande führten. Die Warnung der Mutter vor Kegelstatt und Tanzboden war beileibe nicht aus der Luft gegriffen. Stelzhamer war ein leidenschaftlicher Spieler (Kegeln, Karten, Drahbrödl, Eisschießen) , wie aus vielen Stellen seiner Lieder. hervorgeht, und ebenso ein passionierter Tänzer, dem in jungen Jahren „Der Tanzsaal zu St. Toma voll Schimmer und Schein" wie der Himmel erschien und der die verschiedenen Volkstänze seiner Heimat, vor allem den Landler, gründlich kannte und selber konnte. Das Landlabild Stelzhamers zeigt den Tanzboden in einem Innviertler Wirtshause. Die Stube, deren kleines Fenster und Wandgefüge auf alten Holzbau deuten, ist durch Kachelofen, Tellerrahmen, Geweihe an der Rückwand, Weihbrunnkessel, Herrgottswinkel über dem Fenster und Haushund auf dem derben 59
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2