OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter lebnisbericht, in den an passenden Stellen recht wirkungsvoll mundartliche und hochdeutsche Gedichte Stelzhamers eingebaut sind, und Aufruf zur fälligen Gesamtausgabe. Frau Stelzhamer dankt einleitend Rosegger für seine bisherigen Bemühungen um das Andenken ihres verstorbenen Mannes und deutet ihre wenig günstige materielle Lage an. Sie berichtet dann, wie ein Innviertler Bauer aus der Gegend des Geburtsortes Stelzhamer:s sie aufsucht und zu einem Besuch einladet. Dabei wird sie mit ihren Kindern Zeugin einer an einem herrlichen Hochsommertag in einem Dorfwirtshaus in Anwesenheit des 82 jährigen Pfarrers und von Vertretern aller Bevölkerungsschichten veranstalteten Stelzhamerfeier, bei der ernste und heitere Gedichte aus Stelzhamers Dialektwerken, teilweise geradezu vollendet, vorgetragen werden. Dies beweist ihr: ,,Also hier, im Herzen seiner Heimat, lebt der Dichter fort." Absch1ießend bittet sie Rosegger, in seinen Bemühungen nicht zu ermüden: ,,Es muß Ihr Vorschlag endlich doch Anklang finden - er muß und wird doch zum Ziele führen - zu einer Gesamtausgabe. Wer eigentlich kennt meinen Mann vollständig? .... wie manche Perle liegt noch unbekannt im Nachlasse, die bei einer Gesamtausgabe sich schön einfügen ließe. Ich glaube doch nicht, daß das Volk in Oberösterreich seinen besten Sohn und Dichter vergessen mag.". Rosegger fügt diesem eindringlichen Aufruf eine nochmalige, noch dringendere Mahnung an die Verleger an, die verstreuten Schriften Stelzhamers neu herauszugeben. Die Einsicht jedoch, di~ von ihm so sehr herbeigewünschte .,,patriotische Tat" eines Verlegers werde wohl in absehbarer Zeit kaum Wirklichkeit werden, veranlaßt Rosegger zu eigenem H an de 1 n. Schon im Jännerheft (1.882) des ·sechsten Jahrganges findet sich in einem „Aus den hinterlassenen Papieren Stelzhamer's" überschriebenen Aufsatz die nach der Lage der Dinge vielsagende Nachricht: ,,Die Witwe des oberösterreichischen Dichters hat uns seinen bisher ungedruckten Nachlaß in die Hand gegeben. Derselbe ist umfangreich; zwar lange nicht gleichwerthig, enthält er doch echte Perlen der Lyrik, der Erzählkurrst." Vorerst aber will er den Heimgar:tenlesern sogleich eine Auswahl aus den „Aphorismen" bieten, ,,weil solche am geeignetsten sind, den Charakter und die Weltanschauung eines Dichters anzudeuten." Den nun folgenden sechs Seiten Aphorismen stellt er in glücklichster Wahl jene köstlichen, urwüchsigen, ,,Lebensumriß" überschriebenen „Biographischen Verse" voran, in denen Stelzhamer in meisterhafter, bald ernster, bald lustiger Weise eine Art „Summe seiner Existenz zieht". In der Einleitung zu diesem Aufsatz aber verkündet Rosegger das hohe Lob Stelzhamers in den fast feierlichen Worten: ,,Stelzhamers Bedeutl.j-g liegt vor allem in seinen oberösterreichischen Dialektgedichten. Aber auch durch seine hochdeutschen Gedichte und Erzählungen zucken häufig die Streiflichter des Genius. Dieser charakterisiert sich bei Stelzhamer nicht etwa in idyllischen, weichmütigen Bildern, in humoristischen Ergebungen, sondern vielmehr in dem 4

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2