OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Das Orienthai -Denkmal im Ennser Museum Jedem Besucher des Ennser Museums fällt das in die Mauer des Vor-hauses eingelassene, reich ausgestattete Denkmal auf, welches von Wolf Nikolaus, Jacob Erhard und Joachim von Grienthal, den Söhnen Wolfgangs von Grienthal und seiner Gattin Ursula im Jahre 1603 errichtet worden ist. Das Denkmal besteht aus einer 98 cm breiten, 88 cm hohen, in Kelheimer Schiefer geschnittenen, ungemein lebendigen Darstellung einer Begebenheit, die sich am 30. Juni 1588 auf der Ennser Brücke zugetragen hat. Das Ereignis ist unterhalb des Reliefs in Reimen auf einer Platte von rotem Marmor geschildert. Relief und Spruchplatte sind durch eine reich gegliederte Umrahmung aus rotem Marmor zu einem fast 3 Meter hohen Denkmal zusammengefaßt, das oben den segnenden Gottvater, seitwärts des Reliefs figuralen Schmuck (Charitas und Patientia) und links der Spruchplatte das Wappen der Grienthal zeigt. Das Wappen rechts der Spruchplatte ist gebrochen. Dieses Denkmal wurde seinerzeit „unterm Pruck-Thor" aufgestellt 1 ) und kam später an seinen jetzigen Aufstellungsplatz. Das Relief zeigt die Stadt Enns von der Flußseite mit dem Stadtturm und der Stadtmauer. Den Vordergrund nimmt der Ennsfluß mit der hölzernen Brücke und dem Brückentor ein. Auf der Brücke stehen drei Männer, die mit den am stromabwärtigen Geländer hängenden Rinderhäuten-beschäftigt sind. Das flußaufwärtige Geländer ist gebrochen. Auf der Brücke bäumen sich zwei von einem Mann gehaltene Pferde. Im Wasser .schwimmen ein Reisewagen mit zwei daran gespannten Pferden, eine Frau, die sich an einem der Räder des Wagens hält und mehrere Gepäcksstücke. Am Ufer sind zwei Waidzillen mit Seilen an Haftstecken verheftet, in deren einer zwei Männner im Begriffe sind, zu Hilfe zu eilen. Zwei weitere Männer laufen mit Ruder und Haken dem Ufer zu. Aus dem Stadttore sprengen zwei Reiter gegen die Brücke herab. 56 Diese Begebenheit ist auf der Spruchplatte in folgenden Reimen beschrieben: Als Tausent vnd Fünf hundert Jar, Auch Achtundachtzig zelet war, Im Juni den Dreißgisten Tag, begab es sich mit gfar und Klag, Die Edle Frau Ursch von Grienthal, Geborne Kellenpeckin Zmal That mit Eim San vnd Tochter farn Zway Enichten darbey auch warn, Von Siben acht oder Neun Jarn, Der Son Hans Jocham ward genant, Martha die Tochter im Junckfraustand. Die knabn Wolf Dietmar hans Adam, geborn aus Adelichem Stam, Dern von Grienthal so war bey in, Ein Fraw gnant Anna Hauerin, Dise Als Sy der Wege Hat

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