OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter eines Hofpfalzgrafen; den Geheimratstitel hat ihm nicht nur der Kaiser, sondern auch Ferdinand von Tirol und Karl von Innerösterreich verliehen. Seine umfassende Tätigkeit als Finanzmann der Habsburger im Reich besteht in erster Linie in der Samlung und Verwaltung der sehr bedeutenden Türkenhilfen, die die deutschen Reichsstände für die Türkenkriege und die Aufrechterhaltung der Militärgrenze in Ungarn aufbrachten. Denn die Aufrechterhaltung diese·s Systems von Befestigungen und Garnisonen hat in den anderthalb Jahrhunderten, in denen etwa von 1540 -1680 die Osmanen den Großteil von Ungarn bis auf einen Streifen im Norden und Westen besaßen, zumal es wegen des steten Kleinkrieges mit den Türken immer gut bemannt und gut bestückt sein mußte, unendlich viel Geld gekostet. Das Tempo aber, in. dem die Gelder, die aus den Erblanden, dem Reiche und auch wohl aus anderen Teilen Europas für diese Schutzmauer der Christenheit eingingen, war oft ein recht träges und genügte keineswegs, den oft stoßweise auftretenden Bedarf nach großen Summen zu decken. Hier in der Bevorschussung dieser Ti.i.rkenhilfen haben die süddeutschen Häuser mit den Fuggern an der Spitze viel geleistet und in den Jahrzehnten nach 1550 bis zu seinem Tode 1580 war Ilsung der geschickteste und kundigste Vermittler großer, in die Hunderttausende Gulden gehenden Anleihen. Natürlich gaben die süddeutschen Kaufherren der in steter Finanznot befindlichen Kammer des Kaisers ihr Kapital nur gegen Pfänder, wie Steuer, Zölle, Aufschläge und besonders Bergwerke. Die blühenden Montanbetriebe von Tirol, Böhmen, Innerösterreich und Ungarn waren im 16. Jahrhundert fast ausschließlich den Kaufherren von Augsburg und Nürnberg verpfändet. Sie hatten das Silber und Kupfer von Schwaz und Kirchberg, das Quecksilber von Idria, das Salz von Aussee so gut in der Hand wie die reichen Gruben Neusohls. Hier für den Kaiser das Möglichste zu erreichen, war die mit Ge:schick und Findigkeit betriebene Aufgabe Ilsungs. Dazu kam noch ein Anderes: jener kapitalistische Erwerbsbetrieb, der die alte Wirtschaftsethik mit ihrem Ideal, der auskömmlichen Nahrung, und das Zinsverbot der mittelalterlichen Kirche auch in Italien und bei der päpstlichen Kammer ebenso wie bei den Finanzstellen der europäischen Großmächte im Zeitalter der Söldnerheere und repräsentativen Hofhaltungen mit ihrem enormen Geldbedarf längst verdrängt hatte, fand in Georg Ilsung einen ebenso gewandten wie bedenkenlosen Vertreter. Schon Jakob Fugger der Reiche ( t 1525) hatte durch die V:ereinigung der großen europäischen Kupfervorkommen in Tirol, im Harz und in Ungarn ein Kupfermonopol für die alte Welt und dadurch die Möglichkeit eines Preisdiktates erreicht. Dieser Erfolg, dem die Fugger einen guten Teil ihres Reichtums und damit die Möglichkeit einer rrätigkeit als Staatsbankiers im größten Stile danken, hat ihre Nach{olger und andere große süddeutsche Firmen immer wieder auf den Weg der monopolistischen Versuche und Preiskartelle gelockt, denen die geldbedürftigen Kammern der Habsburger und andere Potentaten notgedrungen ihre Unterstützung nicht 46

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2