OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde die Beschaumeister und Barchentsiegler, die die Gewähr für die Qualität des Produkts sicherstellen sollten, ein. Im Frühjahr 1548 sind die ersten Weber und Spinner aus Schwaben nach Enns gekommen. Es mögen ihrer etwa 100 gewesen sein. Einquartiert wurden sie in Häusern vor dem im Westen der Stadt gelegenen Schmiedtor, für welche Häuser sich noch einige Jahrzehnte lang der Name „Schwabenstadt" findet. Leider sind die hochgespannten Erwartungen, die man an die Entwicklung des mit großen Kosten aufgezogenen Unternehmens knüpfte, nicht in Erfüllung gegangen. Noch 1548 setzen die Klagen über das Weglaufen der mühsam bequartierten und ernährten, dabei schlecht beschäftigten Weber und Spinner ein. Langsam kommt die Herstellung in Gang. Die belieferten Städte wie Linz, · Passau und andere Orte sind mit der Qualität nicht zufrieden. Das Einlagenkapital ist bald erschöpft, man muß sich mit Anleihen unter Garantie d~s Rates helfen. 1550 erfolgt etwas wie der Zusammenbruch der Kompagnie. Aus Angst vor dem Geschrei der entlassenen Arbeiter und aus Sorge, der König werde aus Unwillen über da·s klägliche Ende der von ihm privilegierten Kompagnie der Stadt die einträgliche Mautpacht entziehen, hat der Rat sich entschlossen, den· Handel zu übernehmen. Aber auch er konnte den gänzlichen Niedergang des Unternehmens nicht mehr verhindern. Die Reste, in denen die Herstellung noch im kleinsten Umfang durch einige Jahrzehnte bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts fortlebte~ können nur von geringer, rein lokaler Bedeutung gewesen sein. Die Rolle, die Georg Il"Sung im weiteren Ablauf des Ennser Barchentllandels spielte, ist nicht recht klar. Tatsache ist, daß er nicht dauernd nach Enns ging und in Schwaben, wo ihn die Habsburger nach wie vor als Verbindungsmann zu den Geldmächten Süddeutschlands brauchten, geblieben ist. Die Ennser Burgvogtei tauschte er 1550 mit seinem Schwager, Dr. Georg Gien15er, gegen die Landvogtei in Schwaben ein. Auch Gienger, der aus dem Ulmer. Patriziat kam, ist in Oesterreich hochgekommen. Er wurde Vizekanzler des Königs und auch seine Nachfahren sind als Gienger von Fernegg in den oberösterreichischen Herrenstand gekommen. Für Georg Ilsung, den vielleicht der traurige Ablauf der von ihm in ihren Anfängen so geförderten Ennser Unternehmung bewogen hat, von der Uebersiedlung aus Augsburg abzustehen, beginnt dort erst recht eine Zeit intensiver Tätigkeit für das Haus Oesterreich. Nicht nur Ferdinand I. und dessen Sohn Maximilian II. und Enkel Rudolf II. hat er finanziell beraten und ihnen treu gedient, sondern auch den kunstliebenden Ferdinand von Tirol, den Gatten der schönen Augsburgerin Philippine Welser, und Karl von Innerösterreich. In Tirol ist er in Tratzberg ansässig geworden. Auch sonst fehlt es ihm nicht an Gunstbeweisen von dieser Seite. Schon 1548 wird er Landmann von Tirol, 1568 erhebt ihn Maximilian II. in den Ritterstand und gibt ihm die Würde 45

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