OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde helfen. Gerade die Anfänge dieses Versuches sind aufs engste mit dem Namen Georg Ilsungs verknüpft. Es ist gewiß kein Zufall, daß es gerade der Augsburger Georg Ilsung war, der eine exportfähige Barchentweberei in der Stadt seiner Burgvogtei zu gründen versuchte 1 ). Ist doch die Herstellung dieses beliebten Mischgewebes aus Leinen und Baumwolle das Gewerbe, durch das die Zünfte der süddeutschen Städte, mit Augsburg an der Spitze, ihre große wirtschaftliche Bedeutung gewonnen haben. Aus diesen Zünften, deren Finanzkraft dann doch zum Bezug Eler Baumwolle aus dem Orient im großen, zur Organisierung der Produktion und des Exports nicht mehr ausreichte, ist gerade in Augsburg jenes Geschlecht kapitalistischer Unternehmer hervorgegangen, das den Erwerb der Roh.[)rodukte so gut wie die einzelnen Phasen der Herstellung und den Export finanzierte. Daß sie dabei freilich die früheren Zunftgenossen zu Lohnwerkern um Stücklohn am vorgeschossenen Material herabdrückten, sie verlegten, wie die technische Bezeichnung es ausdrückt, ist eine natürliche Folge dieser Entwicklung. Auch der Grundstein zum Reichtum der Fugger ist die Barchentweberei. Als ein zweiter günstiger Umstand für die Aufrichtung einer Unternehmung für die Herstellung von Barchent in Oberösterreich mochte auch die Tatsache sprechen, daß Oberösterreich schon damals wie auch später einen nicht _unbedeutenden Flachsbau hatte. Dessen Produkte sind neben ihrer Verwendung in einer doch mehr lokalen Leinenweberei im Lande zum guten Teil als Flachs oder Garn auf dem Donauwege nach Schwaben gegangen, wo sie der dortigen Barchentweberei, die in Oesterreich fehlte, zugute kamen. Im Jahre 1547 dürfte Ilsung den Entschluß gefaßt haben, sich aus Augsburg und aus den Verbindungen, die ihn mit der Wiener Hofkammer verknüpften, mehr oder weniger zurückzuziehen und sieb in Enns niederzulassen. Damals ist er mit den Ennsern in nähere Fühlung getreten. Damals hat er die Maut und das Ungeld, die zur Burgvogtei gehörten, der Stadt auf drei Jahre verpachtet und die Zustimmung des Landesfürsten zum Pachtvertrag erwirkt, was die Stadt, die diesen Pacht als recht einträglich kannte, wohl zu schätzen wußte. Auch sonst war er den Ennsern gefällig, hat ihnen einen Baumeister aus Augsburg zum Bau einer Wasserleitung und einen gelehrten Prädikanten von ebendorther verschafft. Diese Gunstbeweise haben die Ennser in der Erkenntnis, wie wichtig es sei, ,,daß man gute Leute beim Brett habe, deren der Herr Burgvogt und sein Schwager Gienger einer", mit der Schenkung eines Gutes nahe der Stadt quittiert. Aus dem Frühjahr 1548 ist ein im Mai dieses Jahres zustimmend erledigtes Gesuch Ilsungs an den König Ferdinand erhalten, in dem er um Entlassung aus dem Hofdienst bittet und die Absicht kundgibt, nach dem Schluß des Augsburger Reichstages sich nach Enns zu begeben und der Stadt zu helfen, daß die „angefangene Weberhandlung ihren Furtgang wirklich erreiche". Schon zu Beginn des Jahres 1548 war eine Abordnung des Ennser Rates nach Augsburg abgereist, um dort mit Ilsungs 43

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