OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Georg Ilsung von Tratzberg Burgvogt von Enns und Landvogt in Schwaben Georg Ilsung, der 'Sich in seinen späteren Lebensjahren nach der von ihm erworbenen Burg Tratzberg im Tiroler Unterinntal genannt hat, muß ·um das Jahr 1500 in der Reichsstadt Augsburg geboren sein. Die Ilsung waren ein bis ins hohe Mittelalter, sicher bis ins 11. Jahrhundert zurückreichendes bayrisches Adelsgeschlecht. Im Zeitalter Kaiser :Friedrich I. war ein Friedrich Ilsung Graf zu Möringen und Hohenried in Schwaben. Aber gerade er verlor in den Kämpfen, die zum Sturze de:s stolzen Welfen und .großen Gegenspielers Kaiser Friedrich des Rotbarts, Heinrich des Löwen, geführt haben, Stellung und Besitz und ging nach Augsburg, wo sich seine Nachfahren mit den Geschlechtern der Stadt versippten. Wir wissen aus den Forschungen des früh verstorbenen Münchener Wirtschaftshistorikers Jakob Strieder, der der Geschichtsschreiber des reichen Augsburg im Zeitalter der Fugger war, daß das Haus Ilsung im 14. und 15. Jahrhundert, in der Zeit des großen wirtschaftlichen Aufschwungs d~r Stadt, zu Ansehen und reicher Habe gelangte und seine Mitglieder im Rate der Stadt saßen, auch zeitweise das Bürgermeisteramt bekleideten. In der zweiten Hälfte und besonders gegen Ende des 15. Jahrhunderts, da das Geldbedürfnis des politisch immer mächtiger ausgreifenden Hauses Habsburg dieses in nähere Verbindung mit den Geldmächten Süddeutschlands treten ließ, als unter Herzog Siegmund von Tirol und Kaiser Maximilian I. jene-fruchtbare Verbindung zu den Anleihen der großen Augsburger Kaufherren und der Ausbeutung der ihnen verpfändeten Bergwerke in Tirol, Innerösterreich und Ungarn führte, haben auch die Ilsung als Räte und Geldgeber den Kaisern große Dienste geleistet. Keiner von ihnen aber hat als Ratgeber und finanzieller Verbindungsmann zwischen dem Haus Oesterreich und dem Augsburger Frühkapitalismus die Rolle gesp,ielt wie Georg llsung, der das Vertrauen dreier Kaiser, Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolf II. genossen hat. Hat er, der ihnen auch als Katholik und Anhänger der kaiserJichen Partei in Augsburg nahestand, doch in den wirren Zeiten des ersten Jahrhunderts der Reformation in all den Nöten, in die sie das ungeheure Geldbedürfnis der Religions- und Türkenkriege brachte, treulich seinen Beistand geleistet und sehr große Anleihen für sie flüssig gemacht. Die Beziehungen, in denen ältere Vertreter des Hauses Ilsung, wie Georgs Oheim, Sebald, der Bürgermeister von Augsburg war, und sein Vater Johannes zum Haus Oesterreich standen, haben zweifellos eine bedeutsame Erweiterung durch die Ehe erfahren, die Georg Ilsung mit Anna Loeble schloß. Auch die Loeble waren reiche Augsburger Kaufherren und Bankiers. Hans Loeble, der Schwiegervater von Georg Ilsung, hatte noch Kaiser Maximilian I. als Geld41

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2