Oberösterreichische Heimatblätter meint den studierten Stelzhamer, den alten Grübler und Spintisierer, den man im Vorjahr in Linz und Wien brav jubiliert habe, und den kecklustigen Piesenhamer Franzl, dem die Ob-der-Ennser das Mosthäfen schon von weitem mit den Worten entgegenstreckten: ,,Komm Franzl, setz Dich zu uns, luig uns was vor!" Rosegger ist tief ergriffen: ,,Da trat die Kraft der Poesie aus ihm hervor, er sprach's in der Innviertler Mundart, mit der Glut des Herzens, und sein Vortrag war von dramatischer Wirkung. - Es war herrlich, den Alten mit dem schönen ausdrucksvollen Greisenhaupte in der Begeisterung zu sehen, ein ursprünglicher, ein Kernmen'Sch, - jeder Zoll an ihm ein Poet. Er blieb bei mir bis in den späten Abend hinein, ich habe ihn sehr lieb gewonnen und bin nachher mit ihm in schriftlichem Verkehr geblieben. Er war einer der interessantesten Menschen, denen ich begegnet bin." Nach einigen Worten über das so lange Jahre hindurch „arme, tolle, heimatlo'Se" Leben des Piesenhamers schließt Rosegger die eingangs so reizend schalkhaft gehaltene Darstellung seines einzigen Treffens mit Stelzhamer tiefernst: ,,Ich habe Stelzhamer an jenem Tage, da er in·s Zimmer tretend meinen schreienden Knaben aufnahm und wiegte, das erste und letztemal gesehen. Der Hochzeitbitter und der Totengräber sind zwei Brüder. Den Mann, der damals als junger Gatte und Vater bei mir war, - ihn haben sie etliche Monate später ... begraben." ,,Und gut so", hatte damals einer gesagt, ,,wer unsterblich sein will, der darf nicht leben." Mit der literarischen „Un'Sterblichkeit" Stelzhamers aber, wenigstens wie sie sich, allem Anschein nach, schon einige wenige Jahre nach dessen Tode anläßt, ist Rosegger ganz und gar unzufrieden.• Mit Befremden muß er feststellen, daß e·s nach den üblichen Nekrologen, nach einigen wenigen Veröffentlichungen um Stelzhamer recht still geworden ist. Die von Stelzhamer noch selbst geplante und auch vorbereitete Ausgabe seiner sämtlichen Werke, die endlich bei Heckenast hätte erscheinen sollen, scheiterte an den ungebührlich hohen Ablösungsgeldern, die die Verleger für die vor vielen Jahren bei ihnen erschienenen Werke verlangten. Diese waren nun „teils vergriffen, teils zerstreut und verfahren und kein Mensch kümmerte 'Sich mehr darum." Witwe und Kinder des großen Toten lebten in recht bescheidenen Verhältnissen. Da gilt es denn Rosegger wieder als E h r e n p f 1i c h t, auch ungeheißen das Seine zur Abhilfe solcher Zustände zu unternehmen. Und wiederum 'Sehen wir ihn eben'So zielbewußt wie im Fall Stifter ans Werk gehen. Kaum in den Besitz seiner Vofäsbildungszeitschrift „Der Heimgarten" gelangt, bringt er, zuerst vereinzelt, dann immer häufäger, Werke Stelzhamers, und zwar sowohl im Dialekt wie auch hochdeutsch geschriebene zum Abdruck. Wieder weist er in Mitteilungen der Schriftleitung, oft nur in Fußnoten, aber mit immer 'Stärkerem Nachdruck auf Eigenart, Größe und viel zu wenig gewürdigte Bedeutung des Werkes Stelzhamers hin. Abermals gewinnt er maßgebliche Mitarbeiter dafür, Aufsätze über das Lebenswerk Steizhamers oder dooh wenigstens über einzelne seiner Werke beizusteuern. So bedeutsam und dringlich erscheint Rosegger 2
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