OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Burgstaller: Das Fragewerk zu den volkskundlichen Karten im o, ö. Heimatatlas gebenen Bräuche erinnert, sie wieder aufnimmt und häufig zu noch größerer Prunkentfaltung entwickelt, als diese früher üblich war. Beispiele aus den Nachkriegszeiten beider Weltkriege bezeugen dies reichlich; sie lassen a,ber auch erkennen, wie das Volk gerade in den Umritten eine besonders stattliche Form des Ausdruckes seiner gläubigen Heimatliebe und seiner tiefverwurzelten Frömmigkeit sieht und diesen Brauch zu solchem Zweck auch neu schöpft, wie u. a. der erst 1947 entstandene Umritt zu St. Leonhard bei Pucking lehrt, oder wie dies als reine Schaubräuche gegründete Umritte beweisen, die, wie der stattliche Georgiritt zu Micheldorf, im Laufe der Jahre zu einem feierlichen Fest mit echt religiösem Gehalt umgestaltet wurden. So wird an diesen wenigen Beispielen volkskundlicher Karten ersichtlich, welchen Wert ihre Herstellung für die Heimatkunde hat. Sie erschließen uns wie keine andere Forschungsmethode die Wirksamkeit alter Kulturr_äume und -grenzen, regen zu historischer Forschung an und lassen uns die ungebrochene Lebenskraft erkennen, die dem sich immer neu gestaltenden Volkstum unserer Heimat innewohnt. Anmerkungen 1 ) Eine ausführliche Darstellung der Verbreitung der oberösterreic~chen Bauernhausformen geben u. a. die Untersuchungen von R. Heckl, Oberösterreichische Baufibel (Salzburg 1949); Die Landschaften Oberösterreichs im Spiegel des Bauernhauses (Mitt. d. Geogr. Gesellschaft 1949, Bd. 91, S. 21- 45); Landwirtschaftsbau (Heraklith-Rundschau, Dez. 1949, S. 9 - 27). ") Den großen wissenschaftlichen Wert derartiger Vergleiche von volkskundlichen, historischen und sprachwissenschaftlichen Karten bestätigt das Ergebnis der kulturmorphologischen Forschungen im Rheinland: H. Aubin, Th. Frinks, J. Müller, Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden. Geschichte, Sprache, Volkskunde. Bonn 1926. 3 ) Vgl. den Bericht des Verf. über den Atlas der Schweizerischen Volkskunde und die volkskundlichen Kartenwerke anderer europäischer Länder in diesem Heft. 4 ) F. Wrede, Der deutsche Sprachatlas auf Grund des von Georg Wenker begründeten Sprachatlas des Deutschen Reiches mit Einschluß von Luxemburg, Marburg 1928 ff. 5 ) Atlas der deutßchen Volkskunde, Leipzig 1937 ff. Zur Einführung in das Atlaswerk, seinen Aufbau und seine Methoden vgl. A. Hübner, Der Deutsche Volkskundeatlas, Deutsche Forschung, Heft 6, 1928, S. 44 ff; H. Schlenger, Methode und technische Grundlagen des Atlas der deutschen Volkskunde, Deutsche Forschung, Heft 37, 1934;.E. Röhr, Die Volkstumskarte. Voraussetzungen und Gestaltung.-(Leipzig 1939). 6 ) Eine andere Methode der Stoffsammlung wählten die westeuropäischen Unternehmungen ähnlicher Art, zuletzt der Atlas der schweizerischen Volkskunde, indem sie durch bezahlte Exploratoren (Ausfrager) die Erhebungen in den einzelnen Belegorten nach einem umfangreichen Fragebuch durchführen ließen. Dem sicherlich · großen Vorteil der Unmittelbarkeit des Eindrucks und der leichteren Aufklärung von Mißverständnissen stehen diesem Verfahren als bedeutende Nachteile gegenüber die weitaus größere Kostspieligkeit, das Mißtrauen, das die ortsansässige Bevölkerung reisenden Ausfragern erfahrungsgemäß entgegenbringt, die bedeutend längere Dauer der Aufnahmezeit bei wesentlich geringerer Dichte des Belegnetzes. Ein Vergleich 37

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