OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

• Oberösterreichische Heimatblätter legend dadurch, daß sie nicht in den Nacht- und Morgenstunden, sondern bei Tag (meist nachmittags) durchgeführt werden. Zwischen die Verbreitungsgebiete von Oster- und Stephaniritt schiebt sich im mittleren Innviertel der Bereich der komischen Ochsenritte ein, die von den Burschenschaften dieser Gegend zu Fasching oder bei Maibaumfesten veranstaltet werden. Wodurch diese auffallende Dreiteilung des Brauchtums im Innviertel bewirkt wurde (ähnliche formale Unterschiede zwischen den einzelnen landschaft~ liehen Abschnitten bestehen auch im Maskenbrauchtum der Rauhnacht, in der Verwendung verschiedenfarbiger Mettenkerzen usw.), wird sich nur schwer feststellen lassen. Doch ist darauf hinzuweisen, daß das UIJ.tere Innviertel unter passauischem, das obere unter Salzburger Einfluß stand, vor allem aber auf die merkwürdige Tatsache, daß das Verbreitungsgebiet der ·osterritte sich in auffallender Weise mit dem oberösterreichischen Anteil des ehemaligen (bairischen) Rottachgaues deckt, während das der Stephaniritte dem Anteil Oberösterreichs an dem ehemaligen Mattiggau entspricht. 10 ) Das Verbreitungsgebiet der Leonhardiritte, die teilweise aus alten Stephaniund Osterritten umgewandelt, meist aber unter kirchlichem füinfluß neu gegründet wurden, erstreckt sich, der jüngeren Entstehungszeit entsprechend, quer durch ganz Oberösterreich, während sich die heute überall erloschenen Pfarr-, Kreuz- und Schauerfreitagsritte an den Randzonen des Verbreitungsgebietes der Umritte entfalteten und nahezu ausschließlich unter dem Patronat großer Klöster während der GegenreformationEzeit ents_tanden, aber schon meist während der Aufklärung wieder aufgegeben wurden. Wir finden derartige Ritte im Bereich der Stifte Schlägl, z. T. auch Wilhering (Gramastetten) im Mühlviertel, Lambach und Kremsmünster im Hausruck- und Traunviertel und nur vereinzelt im Innviertel (Mattighofen). Durch unterschiedliche Kennzeichnung des schon vor 1914 erloschenen und des noch geübten :\3rauchtums wie 4urch Anführung von Jahreszahlen, die entweder das Datum der zuletzt bekannt gewordenen Brauchtumsübung oder dasjenige seiner Wiedereinführung bezeichnen, oder, zwischen zwei verschiedene Signaturen gestellt, den Zeitpunkt des Ueberganges von einer Brauchtumsform -in eine andere anzeigen, gestattet Karte 2, nicht nur die flächenhafte Erstrekkung des Brauchtums darzustellen, sondern auch sein Erlöschen und zeitweises Wiederaufleben, seine „Biologie", die ihm innewohnende Dynamik. So zeigen die Landstriche, in denen die alten Umrittsformen belegt sind, also die westlichen Teile Oberösterreichs, auch heute noch die meisten Belege für das lebendige Brauchtum, während die Umritte an den Randzonen ziemlich allgemein erloschen sind. Sie erhielten sich nur, wo sie sich mit alteingelebtem Wallfahrtsbrauchtum verbinden. Daneben zeigt die Karte aber auch, wie in unserem Volkstum Zeiten der besonderen Brauchtumspflege mit solchen der Brauchtumsvernachlässigung abwechseln und wie sich unser Volk gerade nach Zeiten schwerer Heimsuchungen und Kriege liebevoll der alten, manchmal jahrzehntelang aufge36

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