OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Burgstaller: Das Fragewerk zu den volkskundlichen Karten im o. ö. Heimatatlas z.B. der eben erscheinende „Atlas der Schweizerischen Volkskunde" v_on P. Geiger und R. Weiß, tun. Karte 2 zeigt, wie auch die künftigen oberösterreichischen volkskundlichen Karten ausgestattet sein werden, nur mit dem Unterschied, daß in den endgültigen Ausgaben die Ortsziffern aller Belegorte im Unterdruck eingetragen sind. Die Karte gibt das U m r i t t s b r au c h tu m in Oberösterreich auf Grund sämtlicher bisher in Erfahrung gebrachter Nachrichten über einstige und heutige Umritte um Kirchen und Fluren, die prozessionsweisen Auszüge ganzer Pfarrgemeinden bei Bittagen und Wallfahrten und die au'S ehemaligen Umritten hervorgegangenen Wettrennen wieder. 13 ) Unverkennbar liegt der Schwerpunkt des Brauchtums im Westen, im Innviertel, wo er an das große bayrische Umrittsgebiet anschließt, für das G. Schierghofer H) mehrere hundert Belege beibringen konnte. Aus dem oberösterreichischen Belegmaterial entfallen von 88 Belegen im ganzen Land nicht weniger al'S 59 auf das Innviertel. Gegen Osten zu nimmt die Brauchtumsdichte rasch ab, so daß im Alpenvorland zwi- ,ichen Hausruck und Traun 15, jenseits der Traun nur mehr 9 Belegorte zu verzeichnen sind. Das Mühlviertel weist deren nur 5 auf, von denen sämtliche im Westen, keiner östlich des Haselgrabens liegen. Wiederum zeichnet sich somit die Uebergangsstellung Oberösterreichs zwischen den we,<;;t- und ostösterreichischen Kulturräumen ab. Neben der äußeren Gliederung des Verbreitungsgebietes findet sich eine nicht weniger zu beachtende innere: zum Unterschied von den bereits stark ausgeglichenen Umrittsformen im bayrischen Raum, der nur ganz wenige Stephani- und O'Sterritte, dafür aber ein gewaltiges Ueberwiegen der meist durch kirchlichen Einfluß aus alten anderen Umrittsformen abgeleiteten Leonhardiritte aufweist, erhielten sich in1 oberösterreichischen Innviertel die Stephani- und Osterritte zumeist in ihren altherkömmlichen Formen, wobei auffällt, daß die einander als winterliches und frühlingshafte:S Brauchtum entsprechenden Formen auf verschiedene, heute ziemlich scharf umgrenzte Gebiete verteilt sind. So liegt das Verbreitungsgebiet der meist im Morgengrauen durchgeführten Osterritte im unteren Innviertel (Bezirk Schärding), doch reichen Belege für früher geübtes Osterbrauchtum dieser Art auch ins obere Innviertel hinein, wo heute diese Umrittsform vollkommen erloschen ist. Dagegen ist das Hauptgebiet der winterlichen Umritte, zu denen auch die Johannisritte und einstigen Dreikönigsumfahrten zu zählen sind, auf das obere Innviertel (Bezirk Braunau) beschränkt geblieben. Nur in zwei Fällen läßt sich ein ehemaliges Hinausgreifen dieser Umrittsformen des altbayrischen Innviertels IG), das erst 1779 an Oberösterreich angegliedert wurde, über den Hausruck und Sallet in das Gebiet des Hausruckviertel'S (Buchkirchen, Eferding) belegen. Beide Ortspunkte sind wohl als die vorgeschobensten Posten der Verbreitung dieser Umrittsformen aufzufassen. Die übrigen im Hausruck- und Traunviertel verzeichneten Umrittsbräuche der O'Sterzeit unterscheiden sich von den Innviertler Umritten grund35

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