OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Formbereich ein, der durch ein besonderes oberösterreichisches Zeitgebäck, das große Spaltgebäck des Osterschiedels, gekennzeichnet ist. Kann schon diie Kenntnis dieser Verbreitungsgrenzen der verschiedenen Gebäcke an sich als ein wertvolles volkskundliches Ergebnis angesehen werden, so erhöht sich der Wert des Kartenbildes für Oberösterreich, wenn wir es mit der Verbreitung anderer volkskundlicher Erscheinungen vergleichen, bei denen sich die Traunlinie ebenfalls als Kulturraumgrenze erweist. So unterscheiden sich noch bis nach dem Ersten Weltkrieg die Einstehtermine der Dienstboten „enta der Traun" (Neujahr) und „herenta" derselben (Lichtmeß) !l), nennen :sich die Burschenschaften herüben „Zechen", drüben „Ruden" 10 ) (vgl. den berühmten „Rudenkirta" in Sierning), wozu noch kommt, daß die Ruden auch Verheiratete als Mitglieder aufnehmen, während die Zechen nur Ledige als Mitglieder dulden. Auch bei den Sachgütern finden sich bemerkenswerte Unterschiede, indem z. B. jenseits der Traun· zur Erleichterung der Erntearbeit Garbenbindstöcke verwendet wurden (und z. T. noch werden), während sie im übrigen Oberösterreich vollständig zu fehlen 'Scheinen. Wie die Forschungen R. Heckls nachgewiesen haben, trafen hier auch Merkmale des westeuropäischen Hauses (flaches Legschindeldach) mit :solchen osteuropäischer Eigenart (steiles Strohdach) zusammen ll). Der Ursprung die:ser merkwürdig starken Kulturgrenze dürfte in den stürmischen Ereignissen der Avareneinfälle und der ih_nen folgenden Besetzung des Landes durch Slaven zu suchen sein, durch die mit dem Untergang des alten Kulturmittelpunktes Lorch die einstige einheitliche germanisch-römische Kulturlandschaft im Donauraum vernichtet und das Gebiet zwischen Traun und Enns zum östlichen Grenzsaum des Deutschen Reiches und damit der abendländischen Kultur gemacht wurde 12 ). Der Einbruch muß von :so nachhaltiger Wirkung gewesen sein, daß auch cµe folgende fränkisch-bairische Kolonisationstätigkeit seit der Rückgewinnung des Landes unter den Karolingern den Ausgleich zwischen den beiden Landesteilen nicht mehr völlig herzustellen vermochte. Gewährt so die:ses auf Grund des Antwortmaterials des ADV gezeichnete Beispiel einer kartographischen Darstellung der Verbreitung eines Volksgutes einen Einblick in die Beharrlichkeit der Nachwirkung einstiger Reichs- und Volkstumsgrenzen (wobei wir uns diese nicht in Form einer Linie, sondern eines Grenzsaumes vorzustellen haben) auf die Erscheinungen der Volkskultur, so scheint sich in ihm, wenn auch in weniger klaren Umrissen, auch eine binnenländische Gre~ze zu spiegeln, wenn wir das Verbreitungsgebiet der Schiedelgebäcke verfolgen, das sich in einigem mit der Ausdehnung des einstigen ,,Schaunberger Ländchens" mit seinem Mittelpunkt im Hausruckviertel deckt. K a r t e 2 beschränkt sich auf Oberösterreich. Die geringere Anzahl von Belegorten ge·stattet. es, in ihr die Grundkarte im Unterdruck zu geben und neben die Ortsziffern, die das Belegorteverzeichnis entschlüsselt, die Sachsignaturen zu setzen, wie dies auch andere moderne volkskundliche Kartenwerke, 34

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