OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter eindrucksvollen Karte eignen. Die Auswahl der zur Drucklegung gelangenden Blätter erfolgt nach Maßgabe ihres wissenschaftlichen Wertes, insbesondere aber im Hinblick darauf, ob sie etwas Wesentliches über.die Eigenart des oberösterre:chischen Volksmenschen und seiner Kultur aus:sagen. Denn, - und damit gelangen wir zu einer der wichtigsten Zielsetzungen des gesamten Kartenunternehmens, - letzten Endes muß j":de' der durch das Fragewerk ermöglichten Karten auch dahin überprüft werden, ob sie unsere Kenntnris über den Volksmenschen, das ist der Vertreter breiter Schichten unserer Bevölkerung, vertiefen, ihn uns im Verein mit den übrigen Blättern des Heimatatlasses in seiner Wesensart und seiner geschichtlichen Gewordenheit verständlich machen und uns zeigen, in welcher Richtung sich seine geistigen und sachlichen Güter entfalten und welche Geisteskräfte in ihm lebendig sind. Damit aber werden die Karten nicht nur dem volkskundlichen Forschungsziel nach Kenntnis des We·sens des Volksmenschen und mancher bedeutenden Aufgabe der Kulturraumforschung gerecht, sondern werden auch dazu beitragen, eine Art Selbstbildnis unseres Volkes zu schaffen, aus dem sowohl die Wissenschaft wertvolle Hinweise zu ·schöpfen vermag, als auch jeder einzelne, der mit dem Volke lebt und an ihm arbeitet, se,i es Lehrer, Priester, Arzt, Richter, Wirtschaftsfachmann oder Politiker. Für sie alle wird nach einem schönen Wort W. H. Riehls die Beschäftigung mit der Volkskunde zu einer Art Vorhalle der Staatswissenschaft, in der ihnen die Wesenheit des Volkes und seine Bedürfnisse eröffnet werden. Darüber hinaus darf nicht übersehen werden, daß die oberösterreichischen Karten auch für die gesamteuropäische Volksfor·schung Bedeutung gewinnen werden. Seit mit Ausbruch des Krieges die Hoffnungen geschwunden sind, einen die Volkskultur aller europäischen Völker darstellenden Atlas zu schaffen, erstehen in einzelnen Staaten nationale Kartenwerke nach dem Vorbild des ADV, die in ihrer Gesamtheit allmählich einen Einblick in die Lagerung der europäischen Volkskultur geben werden. So sind hollindische, dänische, 'Schwedische und finnische Atlaswerke zu erwarten und wird eben die erste Lieferung des „Atlas der 'Schweizerischen Volkskunde" vorgelegt, der vielfach dieselben Fragen behandelt wie das oberösterreichische Kartenwerk. Die Verbindung zwischen den volkskundlichen Karten Oberösterreichs und der Schweiz wird voraussichtlich bald durch den in Vorbereitung befindlichen „Tiroler Heimatatla:s" hergestellt werden, der auch Salzburg einbezieht, sodaß mit Hilfe des Oberösterreichischen Heimatatlasses der für die europäische Volksforschung so wichtige Ostalpenraum wenigstens im Bereich von der Rhone bis zur Enns eine geschlossene kartögraphische Darstellung seiner Volkskultur erfährt. Kartenbei'Spiele: Welche Ergebnisse und Einsichten die Heimatkunde aus der kartographischen Darstellung der volkskundlichen Verhältnisse gewinnen kann, mag das 32

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