OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter In die Befragungsaktion des ADV ·war auch Oberösterreich einbezogen. Leid.er wurde damals bei der Auswahl der Belegorte zu wenig Bedacht auf ihre gleichmäßige Verteilung genommen, sodaß die weitaus überwiegende Anzahl der 123 auf die Befragung regelmäßig antwortenden Orte innerhalb der ausgezeichnet durchgearbeiteten Gebiete des Mühlviertels, unteren Innviertels und des Kremstales liegen, während die übrigen Teile des Landes nur dünn oder gar nicht befragt wurden. Dazu kommt, daß in den Fragen •selbst oft zu wenig auf die besonderen österreichischen Verhältnisse Rücksicht genommen wurde und die Erhebung großer, wesentlicher Fragengruppen unterblieb oder in den Fragen Bezeichnungen verwendet wurden, die, der einheimischen Bevölkerung nicht geläufig, zu Mißverständnissen oder Fehlanzeigen Anlaß gaben. Trotzdem sind die Einsendungen, die der oberösterreichischen Landesstelle des ADV durch die Lehrerschaft zu.gingen und von ihr an die Zentralstelle weitergeleitet wurden, von außerordentlichem Wert. Die schweren Heimsuchungen während des Krieges, die wirtschaftlichen Einschränkungen und Verlagerungen, die Ueberflutung durch •Personen aus anderen Bundesländern, durch Volksdeutsche oder Volksfremde und die Erfahrungen und seelischen Zustände der Kriegsteilnehmer und Heimkehrer haben an dem Bild der Volkskultur unseres Landes manches geändert, sodaß die damalige Aufnahme heute bereits eine wertvolle geschfohtliche Quelle darstellt. Sie mit den jetzt zu erwartenden Ergebnissen unserer Befragung zu·vergleichen, bietet die einzigartige Möglichkeit, den Ablauf des Kulturproze'Sses während der letzten fünfzehn Jahre an Hand zahlreicher Belege aus denselben Orten unmittelbar beobachten und festhalten zu können. Die Einsendungen an den ADV ließen aber auch erkennen, welche Menge von volkskundlichen Ueberlieferungen es in Oberösterreich noch zu erheben gilt und welche Erkenntnisse aus ihrer Lagerung und kartographischen Aufzeichnung gewonnen werden können. Dieses trotz der teilweisen Lückenhaftigkeit :so bedeutende E.rgebnis war mit ein Hauptgrund d_afür, daß sich das Institut für Landeskunde zur Wiederaufnahme des Fragewerkes unter Vermeidung der damaligen Mängel entschloß. Zur Durchführung der neuen Befragung war zunächst die Bestimmung der Orte notwendig, aus denen volkskundliche Auskünfte gebraucht werden. Im Verein mit dem o. ö. Landesschulrat wurden als Stützpunkte des Fragewerkes sämtliche Schulorte Oberösterreichs gewählt, die durch ihre Verteilung über das ganze Land die Möglichkeit bieten, ein lückenloses Bild von der Lagerung der Volkskultur zu gewinnen, das Antwortmaterial statistisch auszuwerten, und außerdem unmittelbar an die wichtigsten Mitarbeiter heranführen: d,ie Lehrerschaft. Die Lehrer sind in den meisten Fällen „Kinder des Landes", · oft sind sie in dem Ort ihres Wirkens geboren, oder wenigstens durch jahrzehntelange Tätigkeit in ihrem Schulort zu den besten Kennern des Volkslebens geworden oder haben sich aus Vorliebe und beruflichen Gründen (Heimatkunde-Unter28

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