OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Burgstaller: Das Fragewerk zu den volkskundlichen Karten im o. ö. Heimatatlas Das Fragewerk zu den volkskundlichen Karten im Oberösterreichischen Heimatatlas Von Ernst Burg s t a 11 er (Linz) Wer je im Ausland geweilt und dort fremde Sitten und Gebräuche, Speisen und Getränke, andere Formen des ländlichen Hausbaues und der Arbeitsmethoden kennen gelernt hat, wurde zum Vergleich mit den yerhältnissen in der Heimat angeregt und auf Unterschied·e aufmerksam, die zwischen hier und dort bestehen. Er versuchte dann vielleicht auch, aus den Beobachtungen auf das Woher und Warum der Verschiedenheiten in der Volkskultur beider Länder zu schließen und gelangte dadurch zu einer der Hauptfragen, die die gegenwärtige Volkskunde aller europäischen Länder beschäftigen. Er hätte indes die Grenze unseres Heimatlandes gar nicht zu überschreiten brauchen, um zu derartigen Ueberlegungen veranlaßt zu werden. Denn schon eine Wanderung durch Oberösterreich eröffnet dem aufmerksamen Beobachter eine Reihe von Verschiedenheiten, deren auffallendste sich in den unterschiedlichen Hausformen abzeichnet, wenn er vom Innviertel, dem Hauptverbeitungsgebiet der „Vierseithöfe", kommend, den Bereich der eindrucksvollen „Hausruckhöfe" durchquerend, in das Herzstück Oberösterreichs gelangt, wo sich von Eferding bis Steyr diie stattlichsten aller deutschen Bauernhaustypen, die „Vierkanter", ausbreiten. Vom Mühlviertel herab aber grüßen den Wanderer die aus wuchtigen Granitblöcken aufgebauten „Dreiseithöfe", während ihn am Nordrand des Alpenraumes im Bereich des Steyrtales die lockeren Haufenhöfe, im Salzka,mmergut aber die mächtigen „Einhäuser" des Aberseegebietes oder die „Paarhöfe" im inneren Salzkammergut erwarten 1 ). Ein eben-so eindrucksvolles Bild der Unterschiede bietet sich dem Wanderer, wenn er zur Zeit der Ernte die verschiedenen Forµien der Garbenstände betrachtet und auf den weiten Feldern des Alpenvorlandes die „Mandl", bald auf „landlerische" Art mit einer Stütze in der Mitte, bald auf „innviertlerisch" ohne diese, sich in langen Reihen hinziehen sieht, während sich am Gebirgsrand, ungefähr dort, wo Viierkanter und Haufenhof einander begegnen oder wir in das innere Salzkammergut eintreten, die hohen „Schober" finden, kleehüfelartige Stangen, auf denen die Garben aufgehängt oder um die sie in waagrechter Anordnung oft in großer Zahl geschichtet werden. Dem Kundigen werden ähnliche landschaftliche Verschiedenheiten in der Mundart, im Brauchtum, in der Herstellung bestimmter Speisen oder der Ausgestaltung und Handhabung bestimmte"r Arbeitsgeräte allenthalben begegnen und ihn immer wieder zur Frage nach der Herkunft derartiger Besonderungen innerhalb der Volkskultur unserer Heimat drängen. Aber wir werden kaum zu einer richtigen Lösung dieser Fragen gelangen, wenn wir nicht über die Verzeichnung gelegentlicher persönlicher Beobachtung 25

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