OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Jandaurek: Die alte Straße von Steyr nach Wels folgend, über Kematen nach Wels. Die drei Zielpunkte, Lauriacum, Lentia und Ovilava waren ohne Zweifel bereits in keltischer Zeit bewohnt und es dürften sonach die drei Straßen auf vorrömische Verbindungswege zurückgehen. Entscheidend für die älteste Entwicklung der Stadt Steyr war also meines Erachtens niGht die Lage an der nach der Enns laufenden Eisenstraße, sondern die Lage an der genannten Ost-West-Verbindung. Die Eisenstraße selbst weist keinerlei Merkmale einer antiken Straßenführung auf. Ihr Bau, oder höchstens der Ausbau eines alten Fußweges, scheint erst im Zeichen der aufblühenden Eisenindustrie und Eisenverarbeitung erfolgt zu sein. Im Jahre 1491 soll im metallenen Knopf der Stadtpfarrkirche von Steyr eine Schrift gefunden worden sein, die besagt: ,,Es ist sonderbar notabel, daß das Eisenerzbergwerk im Jahre 712 ist erfunden und seither ohne abgang und mangel bearbeitet worden und noch bearbeitet wird" 8 ). Die genannte .Nachricht, wohl sagenhaft, berichtet jedenfalls von der Wiederinbetriebnahme des Erzberges in früher Zeit. Die Styraburg wird erstmalig zwischen 981 und 983 genannt, die Stadt im Jahre 1192. Im Jahre 1287 wurde ihr das Stadtrecht sowie das Stapelrecht von Holz und Eisen urkundlich bestätigt. Dies spricht bereits von der Bedeutung des Platzes als Verlagsort im Eisenhandel. Im genannten Jahr 1287 bestand wohl schon eine Straßenverbindung von Steyr nach der Enns zum Erzberg. Die Beschwerlichkeit dieses Weges, der alles andere als eine Kunststraße war, zeichnet sich auch in dem Bemühen des Ausbaues des Wasserweges zur Schiffahrtsstraße ab. Der Bau des Schiffweges von Steyr bis zum Kasten bei Weyer und von dort nach Hieflau war nach langjähriger Bauzeit im Jahre 1583 vollendet 9 ) . Sind auch römische Münzfunde in Ternberg und Losenstein bezeugt 10 ), so kann an eine antike Straße ennsaufwärts mit Rücksicht auf Linienführung und Steigungsverhältnisse der heutigen Straße nicht geglaubt werden, umsomehr als Teile der Straße nicht hochwasserfrei sind. Auch der nordwärts von Steyr nach Enns führende Ast der Eisenstraße hat keinen alten Charakter und scheint noch jünger zu sein als der nach Süden führende. Bei Begehung dieser Trasse stoßen wir auf einen einzigen, nicht mehr benützten Straßenrest, dem aber auch kein höheres Alter zuzukommen scheint. Der in der Karte zwischen Kronstorf und Unterhaus eingetragene, am Rande des Ennsufers laufende Karrenweg heißt „Die alte Chaussee" 11 ). Hier mußte die Fahrstraße wegen eines Uferanbruches weiter nach Westen verlegt werden. Der Abstieg der Eisenstraße durch das 1613 erbaute Schnallentor zur Stadt ist sehr schroff, die Straße fällt ohne besondere Geländeeinschnitte zu Tal. Der Abstieg zeigt keinerlei Bemühen, die Steigung der Straße auszugleichen. Dieser Straßenast dürfte kaum lange vor dem Neutor erbaut worden sein. Dietachdorf, an der Straße gelegen, wird erstmalig 1669 genannt. Das Dorf ist eine jüngere Siedlung, die wohl im Zusammenhang mit der neu erbauten Straß_e errichtet wurde. Das Gasthaus der Ortschaft, das an der Bundesstraße liegt, heißt „ W i r t i m F e 1 d". Dieser Nam~ zeigt uns die frühere 15

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