OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Ob~rösterreichische Heimatblätter vergessen; im übernächsten Heft folgt die schon erwähnte Darstellung des einmaligen Treffens Stelzhamer-Rosegger unter dem geänderten Titel „Der alte Piesenhamer-Franzel". Das Dezemberheft 1903 bringt einen wertvollen, auch in den „Volksboten", Linz, übernommenen und als Sonderdruck erschienenen .Aufsatz „Franz Stelzhamer, der süddeutsche Reuter, Versuch kritischer Parallelen" von Ludwig Fernbach. Vergleiche der einzelnen Gedichte, Ausdrücke und Wendungen ergeben eine z. T. verblüffende Aehnlichkeit, so daß Stelzhamer tatsächlich als ein süddeutscher Fritz Reuter erscheinen könne (eine redaktionelle Anmerkung, die hiezu vorschlägt: ,,Oder noch besser, den jüngeren den norddeutschen Stelzham.er zu nennen", zeigt wieder einmal, wie eifersüchtig und sachlich getreu Rosegger noch immer über jede Wertung „seines" Stelzhamer wacht!). Es folgt eine Würdigung des Lyrikers, aber auch des Epikers Stelzha'rner, dessen idyllische Epen in eine Reihe gehörten mit Vossens „Luise" und Goethes „Hermann und Dorothea". Es komme i-hnen mehr homerischer Charakter zu als den vorgenannten. (Bahr nennt Stelzhamer ja auch den „homerisch gewaltigen".) „Stelzhamer wäre uns vielleicht ein österreichischer Homer geworden, hätte ihm, dem unsteten Wanderer, das Schicksal mehr Ruhe gegönnt." Unter den Oberösterreichern, die im „Heim.garten" zu Worte kommen, ist schon sehr früh mit Proben seiner mundartlichen und hochdeutschen Dichtung, der bereits als verdienstvoller Herausgeber einer .Stelzhamerausgabe genannte Leopold H ö r m. an vertreten, aus dessen schöner Huldigungsdichtung „Mein Lieblingspaar" (Stelzhamer und Rosegger) der Heimgärtner, natürlich unter bescheidener Weglassung des auf ihn gemünzten Teil~s, einen Auszug bringt. Dieser bietet, als ein gutes Beispiel der späterhin so prächtig entwickelten Dichtkunst Hörmanns, den herzilchen Anruf an den Piesenhamer: ,,Dein Nam netta hern und mei Herz macht an Sprung! Und mir is, als ob d'Nachtigall schlagat und sung . Aber kimmt was dawöll, Deine Gsangln bleibn stehn, Deine Gsangln löbn fort und wer'n niemals vagehn!" Aus dem. Verfasser dieser ergreifenden Huldigungsdichtung, dem Stelzhamerverehrer Hörmann, entwickelt sich der Stelzham.erforscher, der neben seinen dichterischen Beiträgen auch mit gehaltvollen literarischen Ausführungen über Stelzhamer zu Wort kommt. Im. Septemberheft 1905 findet sich sein aufschlußreicher, bereits in den v~n ihm geleiteten „Lechners Mitteilungen" veröffentlichter Aufsatz „Franz Stelzham.er als Prosaist". Ein halb Dutzend Bände hochdeutscher Prosa habe Stelzhamer innerhalb von nur zwei Jahren erscheinen lassen, gleichwohl sei er als Prosaschriftsteller über ein kleines Stammpublikum hinaus nicht bekannt geworden, sei von Kritik und Leserwelt ein für allemal als D.ialektdichter festgelegt gewesen. An Beispielen belegt Hörmann dann, daß allen Prosaarbeiten Stelzhamers originelle Auffassung und intere·ssante Durch10

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