OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

0 berösterreichische Heimatblätter Aufsatz „Geistliche Bauerndichter" wird unter Abdruck je eines Beispieles von fa'St jedem Vertreter auf die Tatsache des ungewöhnlich hohen Prozentsatzes an Geistlichen unter den oberösterreichischen Dialektdichtern hingewiesen. In einer Besprechung aber wird eingangs mit ersichtlicher Genugtuung der rührigen Tätigkeit de'S Stelzhamer-Ausschu(:lses gedacht und die Wiederherstellung von Stelzhamers Geburtshaus rühmend erwähnt. Was den Auswahlband selbst betrifft, 'SO dankt Rosegger den Herausgebern für „diese eigenartige, erdfrische Sammlung". Während so 1885 im Heimatland Stelzhamers, elf Jahre nach seinem Tode, nur unter großen Schwierigkeiten und Opfern aller Beteiligten, vorerst bloß ein Auswahlband oberösterreichischer Mundartdichtung erscheinen kann, in dem kaum ein gutes Dutzend von Stelzhamers besten Gedichten Platz findet, und der Bearbeiter die'Ses Abschnittes, Weltzenböck, bitter bemerken muß: ,,Und von diesem Dichter (.Stelzhamer) ... bleiben sogar die (von Rosegger herausgegebenen) ,Ausgewählten Werke'. liegen ...", muß Rosegger diese seine vergleichsweise sehr umfa'Ssende Auswahlausgabe gegen kleinliche Kritik in Schutz nehmen. Er schreibt: ,,(Die Ausgabe) ist nach einem Plan Stelzhamers bewerkstelligt worden. Ohne diese Ausgabe wäre unser bedeutend'Ster Dialektdichter im Buchhandel heute nicht mehr zu haben. Wir sind selbst neugierig, wie lange Ihre .Schriftgelehrten über die Unzulänglichkeit dieser billigen Volksau'Sgabe noch nergeln, bevor sie 'Selbst eine vollständigere zuwege bringen werden." Selbst der in diesem Fall mit vollem Recht entrüstete steirische Verwalter des Stelzhamerschen Geistesgutes hätte es sich nicht träumen lassen, daß die ,,Schriftgelehrten" auch noch mehr als zwei Menschenalter später nichts „Vollständigeres" zuwegebringen würden. Denn: welch trauriges literarhistorisches Kurio'Sum um das Fortleben des Werkes des größten Dialektdichters Oesterreichs ! Schon bald nach dem Ableben Stelzhamers, bereits Mitte der Siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts, erheben Rosegger und Hamerling immer dringender den Ruf nach einer Gesamtau'Sgabe seiner Werke. Nach größten Schwierigkeiten gelingt es Rosegger, in den ersten Achtziger Jahren, eine verhältnismäßig umfassende würdige Auswahlausgabe herauszubringen. Es dauert weitere 18 ( ! ) Jahre, bi'S Stelzhamers engeres Heimatland endlich einer elementaren Verpflichtung nachkommt: Hanrieder-Weitzenböck veröffentlichen in der „Hoamät"reihe des Stelzhamer-Bundes doch wenigstens die mundartlichen Dichtungen in würdigster Aufmachung. Die vom Stelzhamer-Bund gleichfalls betriebene Ausgabe der hochdeutschen Schriften aber kommt bedauerlicherweise nicht zustande. Dann folgt 1903 die ganz knappe, von Rudolf Greinz besorgte Auswahl aus Stelzhamers Dialektdichtungen bei Reclam und zehn Jahre darauf, 1913, die von Leopold H ö r man n gut angelegte und eingeleitete Ausgabe „Ausgewählter Werke" in zwei Miniaturbändchen der Deutsch-Oesterreichischen KlassikerBibliothek. Gerade Hörmann, dieser verdien'Stvolle Stelzhamer-Kenner, ist aber 8

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