OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Tierwelt (Wild und Haustiere) und den Menschen in seinen leiblichen Verhältnissen. Die Lebens¬ forschung bei Pflanze, Tier und Mensch spielt sich auf der Querachse der Lebensfülle ab, die ihrerseits aus der Längsachse der Zeit spielt. Die Verfolgung und Aufhellung der Erscheinungen in der Zeit verbinden die Urgeschichte innigst mit den biologischen Disziplinen der rezenten, archaischen und paläologischen Botanik, Zoologie und Anthropologie. Pittioni wird diesen Erfordernissen der modernen Biologie im Grundsätzlichen und im Einzelnen bis zum Ende des Paläolithikums in führender Weise gerecht, nämlich im § 2: Der wissenschaftliche Aufbau der Urgeschichte und im § 10: Das Volkstum der paläolithischen Kulturen. In seinem Werke von 1937 hatte Pittioni dem Kapitel über das Volkstum der alt¬ steinzeitlichen Kulturen ein weiteres angefügt: Der altsteinzeitliche Mensch. Dieses ist leider auf eine Seite im Kleindruck zusammengeschmolzen, zeigt aber erfreulicherweise die Ausscheidung unsicherer menschlicher Skelettfunde (Ostafrika und England). In den jeweiligen Kapiteln über das Volkstum der jungsteinzeitlichen, bronzezeitlichen, ältereisenzeitlichen und jüngereisenzeitlichen Kultureen fehlen jedoch überhaupt Hinweise auf den Menschen dieser Kulturen. Es ist dem Ver¬ fasser zuzustimmen, daß durch eine Behandlung dieser Fragen ein noch größerer Rahmen nötig wäre, aber ein großangelegtes urgeschichtliches Werk wird sich wohl immer auch der einiger¬ maßen eingehenden Behandlung der Menschenformen selbst zu widmen haben. Kommt der Schöpfer und Träger der Kulturen selbst im besprochenen Werke etwas zu kurz, vielleicht auch der Einfluß seiner typischen Gesellschaftsmomente und ihrer Folgerungen, so bieten die dinglich-kulturellen 40 Kapitel des Werkes ein klar durchgearbeitetes Bild der urgeschichtlichen Grundlagen der europäischen Kultur, für das die engere und weitere Fach¬ und Laienwelt dem Inhaber der Wiener Lehrkanzel dankbar ist. Amilian Kloiber Archaeologia Austriaca. Beiträge zur Paläanthropologie, Ur- und Frühgeschichte Öster¬ reichs. Herausgegeben vom Anthropologischen Institut und vom Urgeschichtlichen Institut der Universität Wien. Schriftleitung: Richard Pittioni, Wien (Verlag Franz Deuticke Wien). Heft 1, 1948, 100 Seiten, mit 48 Abbildungen, 5 Tafeln und 4 Tabellen; Heft 2, 1949, 90 Seiten, mit 18 Abbildungen, 5 Tafeln und 2 Tabellen. Mit den ersten beiden Heften, denen inzwischen drei weitere gefolgt sind, haben Schrift¬ leitung und Verlag in bewährter Weise eine Publikationsreihe begonnen, deren Breite und Tiefe an die „Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft“ erinnert, diesen aber den Vorteil des öfteren Erscheinens voraus hat. Absicht, Art und Aufmachung der Heftbände sind wohltuend. Der Schwerpunkt liegt in der urgeschichtlichen Grundabsicht, welcher in einigem Abstand die paläobiologischen Disziplinen der Palä-Anthropologie, Paläo-Zoologie und Paläo-Botanik folgen, ferner die Paláo-Geologie. Mit diesem weiten Rahmen, in welchem noch die Paläo-Klimatologie Platz hätte, sind aber auch alle wesentlichen Unterlagen umsteckt, aus denen heraus der Mensch als Subjekt und Objekt bestimmt und bestimmend wirkt. Rahmen und Durchführung dieses Programmes sind wärmstens zu begrüßen. Die Beiträge behandeln Fragen aus ganz Österreich, ein reger Mitarbeiterstab bringt aus dem gesamten Bundesgebiet Berichte und Arbeiten ein. — Aus Oberösterreich und den angrenzenden Gebieten bringt das 1. Heft 6 Arbeiten. Josef Kneidinger behandelt: Spät¬ bronzezeitliche Hügelgräber bei Gallneukirchen im Mühlviertel, O.-H. Es handelt sich um die Auswertung der 1936 gemeinsam mit Karl Krenn - Wien gemachten Grabungen, bei denen ein Hügel des bewaldeten Gräberfeldes geöffnet-wurde. Der Hügel, mit 12 m im Durchmesser, barg eine Steinpackung, in der zwei Brandbestattungen aufgefunden wurden. Keramik und Bronzen weisen in die Bronzezeit, Stufe D. — Friedrich Morton bringt einen kurzen Bericht über eine 1942 beim Münichsee auf dem Schafberg gefundene Lanzenspitze aus der Urnenfelderzeit. Martin Hell-Salzburg berichtet ausführlich über: Altbronzezeitliche Wohnstätten in Salzburg Stzling; Grabfunde der Urnenfelderzeit aus Bergheim; Neue Gräber der Urnenfelderkultur aus Salzburg-Morzg; Hausfomen der Hallstattzeit aus Salzburg-Liefering. 276

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