OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Willvonseder: Ur- und frühgeschichtliche Kunst im Bezirk Bruunau und anderen geometrischen Gebilden, die teilweise ursprünglisch symbolische Bedeutung gehabt haben mögen. An einem Gefäß sind oft mehrere Techniken vereint: zur überwiegenden Ritzverzierung treten echter Kerbschnitt, Stempelmuster und schließlich Bemalung mit Graphit, schwarzer und roter Farbe. Gute Beispiele für die Möglichkeiten, die sich aus der Verbindung verschiedener Ziertechniken ergeben, bieten ein Kegelhalsgefäß vom Gansfuß bei Gilgenberg (Abb. 15) und ein Kragengefäß aus dem Roiderholz bei Ranshofen (Abb. 12). Bei dem Kegel¬ halsgefäß sind der Mündungsrand und der durch 17 Dreiecke, die sich aus ein¬ gestempelten Kreisaugen zusammensetzen, verzierte Hals graphitiert. Schulter und Bauch schmücken Graphitbänder, die Zwickel füllen schräg schraffierte Dreiecke Noch reicher ist die Verzierung des Kragengefäßes durch wechselnde glatte, Kerb schnitt- und Stempelbänder. Die durch das Zickzackmuster gebildeten Dreieckflächen werden durch Kerbschnitt aufgelockert. Die Innenverzierung der Stufenteller besteht, wie bei dem Teller vom Gansfuß bei Gilgenberg (Abb. 16), in der Regel aus teilweise üppigen Girlandenmustern. Häufig sind auch ineinandergeschachtelte Rauten, wie sie eine Fußschale von der Stockerwiese in Rothenbuch bei Ranshofen zeigt (Abb. 17). Die wenigen aus der großen Fülle herausgegriffenen junghallstattzeitlichen Funde aus dem Bezirk Braunau lassen deutlich den auffallenden Wesenszug der Kunst dieser Zeit erkennen, durch weitgehende Heranziehung malerischer Mittel einen prunkvollen Gesamteindruck hervorzurufen. Die Verzierung der Tonware verrät wohl eine bestimmte Ordnung, die aber nur wenig von der Körperform der Gefäße abhängig ist. Die Gliederung in einzelne Felder ist nichts anderes als eine lose Folge einiger in allen möglichen Spielarten und Zusammensetzungen wiederkehrender Muster. In den Erzeugnissen des Kunsthandwerks kommen jene Vorgänge und Kräfte zum Ausdruck, die in der jüngeren Hallstattzeit das Gefüge der Bevölkerung gegenüber der Bronzezeit entscheidend verändert haben. Die immer mehr um sich greifende Aufspaltung in Berufe und Stände führte zu einer sozialen Schichtung, die sich in der unterschiedlichen Ausstattung der Gräber, prunkvolle neben ärmlichen, stärker denn je zu erkennen gibt. Der wirtschaftliche Aufschwung, den in Oberösterreich hauptsächlich der Salzbergbau in Hallstatt mit sich brachte, bewirkte weitgehende Handels- und Kulturbeziehungen. Das auf diese Weise aufgenommene geistige Gut zu verarbeiten, fehlte aber die schöpferischer Tat nötige innere Kraft. Wenn man die reich verzierte Tonware oder Metallarbeiten, wie die Dolche von Auerbach und vom Siedelberg betrachtet, zeigt sich das Bemühen, mit allen möglichen Mitteln, selbst unter Vernachlässigung der Brauchbarkeit des verzierten Gegenstandes, Pracht und malerische Wirkung zu erzielen, ein Streben, das sich schließlich durch die Häufung unorganischer Zutaten in belanglosen und gesuchten Nebenformen verlor. Selbst bei technisch und künstlerisch höherwertigen Arbeiten, wie beim Goldreif von Uttendorf, läßt sich in Einzelheiten dieser Mangel an höheren Kunstformen beobachten. Die Ver¬ zierung des Ösenringes ist eine geistlose Wiederholung der geschmackvollen Zonen¬ 199

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