OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde kleine Opfer darzubringen. Häufig tat man das auch an heiligen Quellen, nament¬ abends oder nachts, wo der Widerschein der Flammen in der Flut den Schauer der Anbetung erhöhte 35). Hinter der Kirche, zwischen Kirche und Fuchsberg ver¬ mutet das Volk einen unterirdischen See. Das Kogler Kreuz, 300 Schritte nörd¬ lich der Kirche, soll auf einem solchen stehen und die Stelle angeben, wo einst ein „Heidentempel“ stand, und wo man später jene begrub, die sich nicht zum Christen¬ tum bekehrten. Zweifelsohne war also auf der Hochterrasse in Großraming, die die Kirche trägt, einst ein heidnischer Kultplatz. IV. Der tiefste Grund der Entstehung aller Kirchenbausagen ist, wie schon gesagt wurde, Meinungsverschiedenheit über den Bauplatz. Als nun um 1200 Neustift und Großraming einen gemeinsamen Seelsorger erhielten 36), wurde auch wegen der Zunahme der Bevölkerung ein neues größeres und günstiger gelegenes Gotteshaus nötig. Seit 1140 gehörte das Gebiet am rechten Ennsufer, vom Neustiftgraben bis hinein zur Frenz, mit allen Pfarrechten dem Stift Earsten. Nun war dem Volke endlich die Möglichkeit der Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches gegeben, auf der Hochterrasse am rechten Ennsufer die Kirche zu bauen. Es ist das jene Gegend, an die sich, wie oben ausgeführt wurde, so viele Erinnerungen an eine einstige heidnische Kultstätte finden. Das Stift Garsten handelte, wenn es da nachgab, nur im Sinne des Papstes Gregor des Großen (589 —604), der einst einem Abt Mellitus brieflich die Weisung gab, die Tempel der Heiden nicht zu zerstören, sondern mit Weihwasser zu besprengen und in christliche Kirchen zu verwandeln, damit das Volk an den durch Gewohn¬ heit geweihten Orten desto lieber und eher an den Dienst des wahren Gottes sich gewöhne" 37 Außerdem hat man zu bedenken, daß der Neustiftgraben und die heutige Ort¬ schaft Großraming verhältnismäßig dicht besiedelt waren 38) und die dort wohnen¬ den Leute auch die Verlegung der Kirche mit Recht fordern konnten. Dagegen konnten die am linken Ufer der Enns wohnenden, an Zahl weit geringeren Siedler, ihren begreiflichen Wunsch, die Kirche weiterhin zu behalten, nicht durchsetzen. Sie mögen vielleicht, um ihren Willen leichter durchzusetzen, voreilig auf die von ihnen gewünschte Kirchstätte Baumaterialien gebracht haben. Der Seelsorger schaffte aber dann durch die mit ihm übereinstimmende Bevölkerung dieselben an den günstigeren Bauplatz auf der Anhöhe. Damals wurden Missionsmönche als solche sind ja die ersten Priester anzusehen — vielfach noch Engel genannt. Es ist wohl leicht möglich, wie der bekannte oberösterreichische Heimatforscher Sigl für solche Sagen annimmt, daß jene Priester den Transport des Materials feierlich gestaltet haben, indem sie ihn in kirchlicher Kleidung und unter Gebeten 35) Schmotzer, a. a. O. S. 5; K. Schiffmann, Ein altes Bilderbuch (Linz 1908) S. 33. 36) Grüll, a. á. O. *7) Fastlinger, a. a. O. S. 343. 38) A. Dopsch, a. a. O. Kartenbeigabe. 273

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