Oberösterreichische Heimatblätter raminger, in seiner Jugendzeit von alten Leuten gehört zu haben, daß an Stelle der heutigen Kirche einst ein Judentempel gestanden sei 27). Wir haben zu be¬ achten, daß dem einfachen Volke, besonders in früheren Zeiten, Jude und Heide ein Begriff sind. Bezeichnenderweise wurde auf Grund alter Überlieferung noch vor nicht allzu langer Zeit erzählt, daß der Bergabhang nördlich der Kirche einst ein Weinberg gewesen sei 28). Das ist nun ganz und gar aus geographischen und an¬ deren Gründen unmöglich. Wir haben an einen Weiheberg (daraus: Weiberg — Weinberg; vgl. Weihrauch — Weinrauch) zu denken. Solche Berge sind regel¬ mäßig bei alten Kichen zu finden? Fastlinger spricht geradezu von dem ans Heidentum erinnernden Worte „weiho“ mit seinen verschiedenen Zusammensetzungen 30). Es ist sicher kein Zu¬ fall, daß unser „Weinberg“ am Fuchsberg liegt, denn nach unserem Gewährs¬ mann Dr. Schmotzer kann man für den Glauben,eine heidnische Opferstätte ge¬ funden zu haben, leicht die Probe dadurch machen, daß man nachforscht, ob sich in der Gegend ein Fuchs-berg (oder andere Flurnamen mit dem Bestimmungswort Fuchs-) findet. Er fährt fort: „Die heidnischen Tempelbezirke durften nicht be¬ treten werden. Der Fuchs war ein Symbol der Wachsamkeit. Darum finden wir die Fuchserinnerungen (auch Wolfserinnerungen) regelmäßig an den äußeren Grenzen eines solchen Tempelbezirkes. Es gibt kaum eine heidnische Opferstätte südlich der Donau, die nicht diese Probe aushalten würde" 31) Auffallend ist auch, daß der älteste Besitzer des Fuchsbergergutes, von dem wir wissen, in der Sage „Vom Steinernen Jäger am Schieferstein“ als ein ge¬ fürchteter Zauberer erscheint, der den Leuten in allen Nöten zu helfen vermag 32) In unserem altehrwürdigen Kultbezirk liegen auch das Bauerngut Kogl (Gugl) 33) und der Torschacher (Thor-Donar-Gewittergott) 34), die Kaltenbrunner (a. a. O. S. 8) mit einer heidnischen Opferstätte in Verbindung bringt. Schließlich sei noch des Heiligen Brunnens — 1000 Schritte von der Kirche entfernt dacht, der auch in Zeiten größter Dürre nicht versiegte. Schmotzer hat über 150 Wunderquellen in Oberösterreich festgestellt und er kommt zum Ergebnis, daß die Brunnen- und Quellensagen fast durchwegs heidnischen Ursprungs sind, auch wenn sie uns im christlichen Gewand begegnen. Auch nach der Bekehrung zum Christentum fuhr das Volk fort, unter heiligen Bäumen Lichter anzuzünden und 27) Der alte Grabenhäusler, Matthäus Reitmayr, erzählte dies dem Schreiber dieser Zeilen am Gründonnerstag 1925 untertags in der Kirche. 28) Nach Bericht eines dem Verfasser nicht mehr erinnerlichen Großramingers, der es von einem alten Bauern hörte. 29) O. Schmotzer, Über die Bedeutung unserer Flurnamen. In: Beigabe zur Zeitschrift des o. ö. Landeslehrervereines 1867 Ig 1929 Nr. 3 (Linz 1929) S. 4 30) Fastlinger, a. a. O. S. 343. 2) O. Schmotzer, a. a. O. S. 9. 32) Rolleder, a. a. O. S. 470; Kaltenbrunner, a. a. O. S. 46. 33) O. Schmotzer, a. a. O. S. 11. 34) Baltafur, Bauerngott Donar in christlicher Zeit. In: Ostbayrische Grenzmarken Ig 1925 (Passau 1925) S. 146 ff. 272
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