OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Die Erweiterung war notwendig geworden, da Großraming Ende des 14. Jahrhunderts (1392) eine selbständige Pfarre geworden ist. Der genannte Abt stellte nämlich einen ständigen Seelsorger an 14) und kaufte im Jahre 1390 die Widem zu Räming, so jetzt der Pfarrhof ist 15), ganz im Sinne des uralten kirchlichen Grundsatzes und königlicher Gesetze aus dem 9. Jahr¬ hundert, daß jede Kirche mit einem abgabefreien Kleingut zum Unterhalt des Seelsorgers bewidmet (daher Name Widem, Widum, Wim für Pfarrhof) sein soll. 16) Die landesfürstliche Erlaubnis hiezu und zu einer jährlichen Sammlung, um an Sonn- und Feiertagen eine feierliche heilige Messe zu haben, erfolgte 1392! 17) Vielleicht ist auch damals die heutige Ortschaft Hintstein zur neuen Pfarre ge¬ kommen und hat dieser Seelenzuwachs eine größere Kirche nötig gemacht. Sicher ist also, daß vor 1390 schon ein kleines Gotteshaus in Großraming am heutigen Kirchenstandplatz war. Ja, in einer Urkunde des Jahres 1200 wird bereits von einer „ecclesia de Rubnich“ (Kirche in Naming) gesprochen 18). Es wäre allerdings möglich, daß diese Kirche vom Jahre 1200 an einem anderen Platze stand, nämlich jenseits der Enns, am anderen, linken Ufer, in der Nähe des „Wendenwirtes“ Es ist nämlich sicher und es wird an anderer Stelle bewiesen (einen diesbe¬ züglichen Aufsatz übergab ich dem Großraminger Pfarrarchiv), daß der Standplatz des ersten Großraminger Gotteshauses hier zu suchen ist. Dies ist schon deshalb anzunehmen, weil das Gebiet am rechten Ennsufer vom Neustiftgraben an, also die heutigen Ortschaften Großraming und Hintstein, anfänglich gar nicht zum Seelsorgegebiet des Stiftes Garsten gehörten 20), wohl aber das ganze Gebiet am linken Ennsufer. Nach der Schenkung der Herrschaft Gaflenz an das Kloster Garsten und nach der Erhebung der Kirche in Gaflenz zur Pfarrkirche (1140) wurde ihr der größte Teil vom heutigen Großraming zugewiesen 21). Damals stand schon das erste Kirchlein am linken Ufer. Anfänglich wurde der Gottesdienst hier von Gaflenz aus und später von Neustift aus gehalten. Die Abgabe von Futterhafer an den Pfarrer 12) G. E. Frieß, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Garsten. In: Studien und Mit¬ teilungen aus dem Benediktiner-Orden Ig 2 Bd 1 (Salzburg 1880) S. 241. 15) Urkunden-Regesten aus dem Stiftsarchiv Garsten. Handschriften Bd 3 Nr. 77 (Kauf¬ brief umb die Widem zu Räming, so iezt der Pfahrhoff ist, aufs Gotteshauß Gärsten Lautend de a. 1390). Urkundenbuch des Landes ob der Enns Bd X S. 624 Nr. 808 (Oberösterreichisches Landesarchiv). 16) Wetzer-Welte, Kirchenlexikon. II. Artikel: Beneficium ecclesiasticum. ") A. Rolleder, Heimatkunde von Steyr. S. 471 f. 18) Urkundenbuch des Landes ob der Enns Bd II S. 468. 19) Pritz, Garsten. S. 125. 20) Pritz, a. a. O. S. 4. 2) Pritz, a. a. O. S. 10. 270

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