OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Auch gedruckt sindet sich die Sage in einigen heimatkundlichen Werken. *) Es mögen vorerst in Kürze einige Notizen über P. Franz Schlager und Petrus Stadler folgen. Ersterer, der uns die Erzählung aufgeschrieben hat, war Benediktiner des Stiftes Garsten, dem ja die Pfarre Großraming unterstand. Er stammte aus Salzburg (geb. 1630), wurde 1655 Priester und war von 1672 bis 1695, seinem Sterbejahre, Pfarrer von Großraming. Er wird im Nekolog gerühmt „als ebenso frommer als kluger, zugleich auch demütiger und gehorsamer Ordensgeistlicher und als ein Mann, der die Klosterzucht und Strenge auch außer dessen Mauern zu be¬ obachten stets befließen war.“ 6) Im angeführten Zehentbuch hat er außer unserer Sage noch andere für die Pfarrgeschichte wertvolle Notizen gemacht. Seine Eigenschaften der Ordnungsliebe und Strenge, gepaart mit der Liebe für die Vergangenheit, lassen annehmen, daß seine Aufschreibungen mit größter Gewissenhaftigkeit gemacht worden sind. Zur Erklärung der Sage ist es nötig, über Peter Stadler, dem wir die Erzählung verdanken, auch einiges zu erfahren. Er war Maurer, wie seine Vor¬ fahren und hat sich im Jahre 1651 „das Puchberg“ in Rodelsbach gekauft, das bereits um 1300 bestand 7). Schon im Jahre 1660 starb ihm seine Gattin Katharina. Nach abermaliger Verehelichung — er kann also im Berichtsjahr 1675 noch nicht so alt gewesen sein — verkaufte er 1684 sein Haus. Er dürfte in einen anderen Ort übersiedelt sein, da er in der Sterbematrik der Pfarre Großraming nicht aufscheint. Zwecks Deutung der Sage soll nun erstlich untersucht werden, ob Peter Stadler seine Erzählung wirklich aus erster Quelle geschöpft hat, also unmittelbar von seinem Großvater die Geschichte des Kirchenbaues gehört hat und uns die volle Wahrheit darüber sagen konnte, dann ob die 1513 in Großraming erbaute Kirche die erste an dieser Stelle war und endlich, wie die so häufig in deutschen Landen vorkommenden Kirchenbausagen (Material- und Bild-Übertragung) all¬ gemein und besonders in unserem Fall zu erklären sind. Erzählung des Maurers nötigt in ihrer Die vom Pfarrer aufgeschriebene Darstellung zur Annahme, daß dieser die Geschichte über den Kirchenbau unmittel¬ bar von seinem Großvater vernommen habe. Dies ist aber infolge des großen 5) F. X. Pritz, Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Klöster Garsten und Gleink (Linz 1841) S. 125. — A. Nolleder, Heimatkunde von Steyr (Steyr 1894) S. 474. — M. Kalten¬ brunner, a. a. O. S. 12 f. — G. Grüll, Wanderkirchen. In: Deutsche Gaue Bd 27 (Kaufbeuern 1926) S. 9. 6) Biographia. S. 219. (Siehe oben Anmerkung 4, b). *) A. Dopsch, Die landesfürstlichen Urbare von Ober- und Niederösterreich aus dem 13. und 14. Jahrhundert (Wien-Leipzig 1904) S. 250. 8) Noch Notizen über die Untertanen der Herrschaft Schloß Steyr in der Pfarre Gro߬ raming im 17. und 18. Jahrhundert. Blatt 43, die mir H. Hauptschuldirektor J. Ofner, Steyr, gütigst zur Verfügung gestellt hat. 268

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