OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Eine seltsame, heute ganz außer Gebrauch gekommene Hackenart ist die sogenannte Quer-Axt (50—54) mit ihrem meist sechskantigen „Haus" und den mehr oder minder reich verzierten beiderseitigen Winkelansätzen. Die Blätter sind ungemein lang und schmal — so bei Form 50 mit 59.5 cm —; die eine Schneide steht senkrecht, das andere Ende ist meißelartig abgedacht. Die Quer Axte dienten zum Aushauen der Zapfenlöcher in den Zimmerbalken, zu deren Herstellung man sich heute wohl schon ausnahmslos der Stemmeisen bedient. Welch äußerstes Maß an Handfertigkeit beim Gebrauch der Quer-Axt erforderlich war, um mit diesem so ungefüge scheinenden Werkzeug ein rein gearbeitetes Zapfenloch oder einen Schlitz zu erzielen, das leuchtet ohneweiteres ein. Wie die Quer-Axt aber dem einfacher zu handhabenden Stemmeisen gewichen ist, so geht heute der Gebrauch der Breit-Hacke immer mehr durch die Verwendung von Schnittholz zurück. Die Säge arbeitet freilich sparsamer und läßt noch eine Verwendung abfallender Schwartlinge zu, doch ist die viel rauhere Oberfläche des gesägten Werkstückes ungleich anfälliger gegen Witterungseinfluß als die gehackte. Die Formen 26 —28 scheinen mir mit ihren über den Stielrücken nur wenig vorragenden, ausgelappten und gewölbten, daher zum Hämmern fast untauglichen Häuptern überhaupt keine Arbeitswerkzeuge, sicherlich keine Handwerkshacken, am ehesten vielmehr frühgeschichtliche Streitäxte zu sein (vgl. die bei A. Demmin „Die Kriegswaffen“ Gera 1891 S. 316, Abb. 7, wiedergegebene, allerdings aus Bronze gefertigte und als „ungarisch“ bezeichnete Streitaxt). Für ergänzende Hinweise, insbesondere für die Überlassung seltener weiterer Zimmermanns-Hacken, wie ja auch jedes sonstigen altertümlichen Handwerks¬ gerätes für seine Sammlung der Technik-Kunde ist das Oberösterreichische Landes¬ Gustav Brachmann (Gmunden) museum dankbar. Die Großraminger Kirchenbausagen Versuch einer Deutung „Bei mündlicher Überlieferung von Begebenheiten wandelt sich Geschichte zu Sage.Die Sagen enthalten also immer wenigstens ein Körnchen Wahrheit und können, recht verstanden, manchmal auch eine wertvolle Geschichtsquelle sein. Fast jedes Dorf hat seine Sage oder Sagen, die aus den verschiedensten Quellen sich herleiten: Begebenheiten, Personen, Naturdenkmälern, Baulich¬ keiten usw. Eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte der Siedlung ist sicher der Bau der Kirche. Kein Wunder, daß die Nachricht hievon durch Jahrhunderte von Geschlecht zu Geschlecht weitergegeben, aber auch aus Lust am Fabulieren, (1472 —1531); ein anderer der dort abgebildeten Bauern trägt eine Handhacke von der Art der schon erwähnten Abbildungen 6 oder 18. *) J. Blau, Der Heimatforscher (Prag 1920) S. 76. 266

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