OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde Am zahlreichsten sind die Handhacken (1—21, 23 und 24) vertreten. Mit den kennzeichnenden Formen 23 und 24 gehen sie ins 14. und 15. Jahr¬ hundert, mit solchen wie 1, 8, 13 zum Teil ins hohe Mittelalter zurück. Die Oberkante liegt ganz oder fast waagrecht, der Hals ist stark ein-, das Blatt besonders bei den Formen des 14. und 15. Jahrhunderts auffallend weit hinaus¬ und schmal heruntergezogen und trägt fast immer das kleeblattartige Loch zum Nagelziehen. Das „Haus", die Schaft-Tülle, ist in der Regel recht lang und oft auffällig eng, bei den erwähnten Spätformen zumeist sechskantig. Bemerkens¬ wert ist das — bei den Spätformen wiederum meist sechskantige und weit heraus¬ gezogene, — oft ungemein schmale „Haupt", das beim Hämmern eine gar sichere Hand bedingte. Eine Form wie 25 mit 31.5 cm langer Oberkante und 28.5 cm Schneidenhöhe ist wohl das Außerste, was noch als „Handhacke“ bezeichnet werden darf. Eine Sonderstellung nimmt Form 22 mit ihren Niesenmaßen (37.8 X 29 cm) ein: da das Zier-Kreuz und die Einrahmung der beiden Werks¬ marken in Messing eingeschlagen (tauschiert) ist, geht man kaum fehl, in diesem Stück eine Art Parade-Hacke für Zunftumzüge oder dgl. zu sehen. Während 29 ein ganz kleines Hackerl ist, wie es die Hauderer (Fuhr¬ leute) für allerlei Verrichtungen während der Fahrt, wie bei Radbruch oder dgl. mitzuführen pflegten, sind die Formen 30 bis 38 wohl als Klieb-Hacken für den Handwerker wie auch für den Hausgebrauch anzusprechen; auch sie ge¬ deihen, wie Stück 38 mit 34.8 em Länge, mitunter zu gewaltigen Ausmaßen. Auffällig ist gerade bei ihren gotikzeitlichen Formen die nach unten gerichtete Knickung, die sich später immer mehr ausstreckt. 39, 40 und 41 sind Band-Hacken, wie sich ihrer der Zimmermann be¬ sonders zum „Einstechen“, d. h. zum Einhacken der „Schröpfe“, also der in ge¬ wissen regelmäßigen Abständen in die Stammrundung senkrecht zur Längsachse geschlagenen Einkerbungen, bedient, worauf er dann mit der Breit-Hacke das zwischen den Kerben liegende Holz abkantet. Das zu den Donaubrücken-Funden zählende Stück 41 dürfte dabei mit seinen 56 cm Länge bei nur 5.5 cm Schneiden¬ höhe eine seltene Großform darstellen. 45—48 sind ausgesprochene Breit-Hacken, die mit einseitig gan ebener Fläche — bald für Rechts-, bald für Linkshänder gearbeitet — dem schon erwähnten Zwecke, nämlich dem Behauen von Stämmen, dienen. Maße wie bei 47 mit 32.7 cm Schneidenhöhe dürften so ziemlich zum äußersten dabei Gebräuchlichen zählen. 42 —44 mögen als kleine Breit-Hacken gelten, wobei sich 44 schon jener Form nähert, die (als Stück 49) mit 35 cm Schneidenhöhe an dem weit über das Hacken-Haupt hinaufgezogenen Blatt noch heute als sogenannte Rüssel¬ Hacke oder „Tiroler Hacke“ im Alpengebiet zum Behauen und Feinputzen bekannt ist 2). aus dem Bett der Naarn ist leider 1946 bei der Zerstörung der Sammlungen des Perger Heimathauses zugleich mit den übrigen reichen handwerkskundlichen Beständen zugrundegegangen. 2) Eine solche „Tiroler-Hacke“ ist z. B. in der Hand eines Bauern zu sehen, dargestellt im Troß der Landsknechte auf dem „Triumphzug Kaiser Maxens“ von Hanns Burgkmair 265

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