Oberösterreichische Heimatblätter Die Zimmermannshacken im oberösterreichischen Landesmuseum Gedanken zur Wandlung der Gestalt unseres Handwerksgerätes Die Gründungsjahre des Oberösterreichischen Landesmuseums waren noch vom Geiste der Romantik umwittert. War es darum oder ist es aus dem Weit¬ blick eines Reichsritters Anton von Spaun zu erklären, daß man schon damals, vor rund hundert Jahren, auch den Werken einheimischer Technik eine Schau¬ und Verwahrungsstätte, den Schöpfungen und dem Gebrauchsgerät unseres Hand¬ werks eine Heimstatt hatte bieten wollen? Die Technik-Kunde war eines der ausdrücklich genannten Ziele, die sich die Gründer des Museums Francisco¬ Carolinum, wie das Landesmuseum ehemals hieß, gesteckt hatten. Reiche Bestände wurden bis um die Jahrhundertmitte aufgesammelt, aber eine Zeit, die, gro߬ mannssüchtig in allem und jedem, mehr dem glänzenden Scheine hingegeben war, ließ all dies schon bald darauf zu Gunsten jener Sammelzweige wieder verkümmern und verkommen, die mehr der Prunkliebe und dem äußeren Ansehen schmeichelten. So mußte denn der Grund für eine technikkundliche Sammlung zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkriege völlig neu und begreiflicherweise unter weit ungünstigeren Bedingungen abermals gelegt werden. Vieles ist unwiederbringlich verloren, vieles ist heute weit schwerer wieder zu beschaffen als dazumal vor 80 oder 100 Jahren. Die drückende Raumnot des Landesmuseums, das Nachwirken der Ver¬ lagerung wegen der Bombengefahr im letzten Kriege, ein Bombentreffer in den Verwahrräumen auf der Unteren Donaulände selbst duldeten nun keinen Aufschub mehr für eine gründliche Sichtung und Neuordnung dieser technikkundlichen Bestände. Dabei war es an der Zeit, auch einmal all das, was sich an altartigem Zimmermanns-Gerät erhalten hatte, zu bestimmen und insbesondere der vielfach gewandelten Gestalt der Zimmermanns-Hacken ein Augenmerk zu¬ zuwenden. Zum Glück hatten sich ihrer eine nicht unbeträchtliche Zahl noch von den eingangs erwähnten Altbeständen des Museums und zwar aus dem recht bezeichnenden Grunde erhalten, weil man sie in den Achtziger- und Neunziger¬ jahren des vorigen Jahrhunderts ihrer schon damals überalterten Form halber für Streitäxte angesehen, also in der Waffen-Sammlung (!) gezeigt hatte. Eine willkommene Ergänzung dieses Grundstockes bildete eine Anzahl Hacken ver¬ schiedenster Art, die beim Neubau der Linzer Nibelungenbrücke aus dem Strombett zutage gekommen waren 1). Auf den beigegebenen Bildtafeln sind diese Hacken in einheitlichem Maßstabe dargestellt. *) Es sind das die Stücke 7—10, 20, 30—33, 40, 41, 42— 44, 54 der Tafel; Stück 21 ist ein Fund aus der Enns, 37 ein nicht näher bekannter Flußfund aus dem Altbestand des Landesmuseums. Eine noch größere Zahl mittelalterlicher Mühlbauer- und Zimmermannshacken 264
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