OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Willvonseder: Ur- und frühgeschichtliche Kunst im Bezirk Braunau Schalenknaufschwert von St. Pantaleon und Bronzen aus Gräbern in Überackern zu verzeichnen. Urnenfelderzeitlich sind auch der zweite Hortfund von Buch bei Munderfing (Fund II), die Mehrzahl der oberständigen Lappenbeile, vielleicht auch noch einige mittelständige, sowie mehrere Tüllenbeile und Tüllenmeißel. M Der im Bezirk Braunau am besten vertretene Ab schnitt der urgeschichtlichen Zeit ist die jüngere Hallstatt¬ zeit. Dieser gehört eine beträchtliche Reihe von Gräber¬ feldern an, die meist eine größere Anzahl fundreicher Grabhügel umfassen. Die bedeutendsten sind die Hügel gräberfelder von Uttendorf, Lengau, Lochen, Auerbach, vom Siedelberg (Gem. Pfaffstätt), Gansfuß bei Gilgen¬ berg, Achinger Zipf (Gem. Neukirchen a. d. Enknach), Ochsenweg und Roiderholz bei Ranshofen. Einige dieser Grabhügel, vor allem ein Hügel in der Lohnau bei Uttendorf, wiesen reiche und kostbare Ausstattung auf. Verzierte Tonware enthalten alle Gräber, die meisten auch Waffen aller Art und Pferdegeschirr aus Bronze und Eisen, Wagen, Bronzegefäße und andere kunstge¬ werbliche Erzeugnisse. Die Grabhügelfelder im Bezirk . Braunau haben eine derartige Menge mannigfacher - Funde geliefert, daß es nicht schwer fällt, ein anschau¬ liches und umfassendes Bild von Art und Technik des Kunsthandwerks der jüngeren Hallstattzeit zu gewinnen. Eine außergewöhnliche Probe handwerklichen Kön¬ nens ist der Goldreif, der im Jahre 1884 zusammen mit zwei Bronzekesseln mit kreuzförmigen Henkelbeschlägen, einem in seine Bestandteile zerlegten Wagen und anderen Dingen in einem Grabhügel in der Lohnau bei Utten¬ dorf gefunden wurde (Abb. 8 u. 9). Die ältere Deutung als Halsreif trifft nicht zu. Man hat es vielmehr mit einem Kopfreif zu tun, der anscheinend im Haar oder um eine Mütze getragen wurde. Der Reif hat einen Durch¬ messer von 19.5 : 21 cm, eine Breite von rund 4 cm und wiegt 255.5 g. Der Feingehalt beträgt 810 Teile Gold auf 190 Teile Silber. Das eine Ende ist mit einem Buckelknopf versehen, der in die Ningöse eingehakt wird, in die das andere Ende ausläuft. Sieben Längsrippen Abb. 3. Vollgriffschwert bilden das Gerüst der Verzierung. Den breiten Mittel¬ der älteren Urnenfelder¬ zeit aus dem Inn bei streifen zieren auf der Spitze stehende Pyramidenbuckel, Mining. 3/5 nat. Gr. (Hei¬ die oben und unten je ein Perlbuckel abschließen; die Zwickel mathaus Braunau a. J.) 197

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