OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde der Einnahme von Linz über Strengberg — Melk in Richtung Wien vorgingen, dann aber bei Mautern die Donau zu übersetzen sich anschickten, um gegen Prag zu schwenken. Zu Kämpfen kam es freilich am Glox in keinem dieser Fälle. Es ist nun noch Einiges zur Gewinnung des Salpeters („Salniters zu sagen. Er war ehemals ein Sorgenkind der Wehrwirtschaft in den meisten Staaten *), da man ihn als Urstoff und zwar im Inland aufzubringen genötigt war. Salpeter schwitzt („blüht") besonders an der Oberfläche von lehmgemaltertem oder lehmverputztem Mauerwerk in stickstoffhältiger Luft (also in ärmlichen, von vielen Menschen oder gar Hausgetier besetzten Stuben und in Stallungen) als Kalk- und Mauersalpeter aus. Gerade auch darum förderte man im 18. Jahr¬ hundert an Stelle der bisherigen Holzbauweise die Verwendung von Lehm als Baustoff, sei es in luftgetrockneten, sogenannten ägyptischen Ziegeln, sei es als Stampflehm zwischen zwei Schalwänden, sei es als sogenannte „Wuzlwände (Flechtwerk aus Haselgerten mit Lehmbewurf), sei es, mit Häcksel, Kuhhaaren oder Agen (Wergabfall) vermengt, als Malter (Mörtel) bei Bruchsteinmauerung. Die Leute mußten sich also das Abscheren des Salpeters von den Innenwänden und den Decken ihrer Stuben und Stallungen, ja selbst das Abheben ihrer Fu߬ bodenbrückung und das Ausgraben der darunterliegenden, mit Salniter ange¬ reicherten Erde durch die „Salniterer“ und ihre Knechte gefallen lassen. Der so gewonnene Rohstoff wurde dann in handwerklich betriebenen Anlagen (Gewölben oder eigenen Hütten) durch Sieden gereinigt. Erst soweit diese gebräuchlichste Gewinnung durch die Salniterer nicht ausreichte, legte man eigene Salpetergärten an, in denen man eine große Anzahl hintereinander stehender Lehmwände mit Lauge übergoß und so den Salpeter zum Ausblühen brachte. Begreiflicherweise war das Salnitergraben und -scheren bei der Bevölkerung äußerst unbeliebt und immer wieder mußten die Regierungsstellen mahnend und ordnend eingreifen. Schon die Patente vom 17. März 1691, 5. Juli 1710, 17. März 1713, 4. Dezember 1716, 28. März 1725 und 17. März 1727 hatten die Pflicht zur Duldung dieser Maßnahme ausgesprochen. Das Patent vom 6. Februar 1742, mitten in schchwerer Kriegszeit erlassen, spricht nocheinmal klar aus: viel tausend Gulden gingen alljährlich für gutes Pulver ins Ausland. Die ganze inländische Pülvererzeugung müsse daher geordnet werden. Eigene Beamte würden künftig die Pulvermühlen und Salniterwerkstätten nachschauen und unter Bedacht auf möglichste Gütesteigerung mit den Inhabern neue Verträge errichten. Ein- und Verkauf des Pulvers und des Salniters sei künftig „nur allein unserem Aerario' *) Während 1644 als amtlicher Ausdruck „Salpeter“ gebraucht wird, ist über das ganze 18. Jahrhundert bis in den Anfang des 19. fast ausnahmslos von „Salniter“ oder „Salliter“, danach abermals von „Salpeter“ die Rede. *) So fällt „Salpeter“ nach dem Patent vom 15. 10. 1644 als wehrwichtig unter das gegen die Türkei gerichtete Ausfuhrverbot. Die Schiffe der österreichisch-ostindischen Handels¬ kompagnie brachten von ihren Fernostfahrten in den Jahren 1776/1781 über ausdrücklichen Wunsch des Hofkriegsrates eine beträchtliche Menge Salniter zurück, da die Inlandaufbringung angesichts der gespannten außenpolitischen Lage nicht auszureichen drohte. 249

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