OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter galten: die als „Doppelhaken“ bekannten Wallbüchsen, aus denen Eisen- und Bleikugeln von etwa 30 mm Kaliber, gelegentlich auch Bleigehack oder Eisenstücke zu schießen waren, weiters die „Schlangen“ oder „Serpentinerln“ mit annähernd dreiviertelpfündigen Kugeln, d. i. etwa 39 mm Kaliber, die „Halbfalkonetterln (etwa 45 mm Kaliber) und die „Falkonetterln“ mit ungefähr eineinhalbpfündigen Kugeln (etwa 53 mm Kaliber). Wenn es hoch ging, so hatte man in derartigen, nicht ständig besetzten Erdwerken vielleicht noch eine oder die andere „Falkone' (zu etwa 65 —70 mm) oder eine „Achtelkartaune“ (zu etwa 90 mm Kaliber, also ein Sechspfünder). Alle diese Geschütze waren natürlich wie alle Feuerwaffen jener Zeit mit Schwarzpulver zu laden. Das Pulver wurde gewöhnlich in eigenen Pulvermühlen, wenn Not an den Mann ging, aber wohl auch behelfsmäßig in der Nähe befestigter Plätze selbst hergestellt. Die Zusammensetzung des alten Schwarzpulvers war: Schwefel, Salpeter („Salniter") und Holzkohle, zumeist im Verhältnis 4: 28: 5. Der Schwefel war Einfuhrware; da er billig und un¬ verderblich war, ließ er sich leicht auf Vorrat lagern. Zur Kohle verwendete man vor allem das Holz vom sogenannten „Pulverbaum“ (Faulbaum, Rhamnus frangula). Es wurde, sobald es zu einiger Stärke gewachsen war, geschält, ge¬ trocknet, verkohlt und insbesondere zu dem feineren Scheiben- und Pürschpulver gebraucht. Das feinste Pürschpulver allerdings lieferten in Gruben verkohlte Brombeerstauden; es hatte den Vorzug, daß es wie kein anderes rasch und gleich mäßig abbrannte. Für die Massenerzeugung des gewöhnlichen Musketenpulvers aber ließ man sich das mindestens ein Jahr gut gelagerte und getrocknete, dann ebenfalls in Gruben verkohlte Holz der Schwarzerle genügen2). Man darf also mit einem Höchstmaß von Wahrscheinlichkeit annehmen, daß unweit vom Glox, vermutlich am Sarmingbach, auch eine behelfsmäßige Pulverstampf bestand und daß man, wenn schon nicht bei jeder, so doch bei irgendeiner bestimmten Besetzung der dortigen Schanzen sich das Pulver selbst herstellte. Für unsere Grube als Kleinmeiler zum Verköhlern von Erlenholz zur Pulver¬ bereitung kämen folgende Zeiten in Frage: 1529, als der Türke vor Wien lag; 1645, als der Schwede im Norden unseres Landes schon bis Krumau, im Osten bis Horn und Persenbeug sich genähert hatte und die „Saiblingsteiner Schanze beim Glox von Mannschaft des Landaufgebotes und etlichen Kaiserlichen unter Oberst Henderson besetzt war; Sommer 1683, als der Türke, allerdings auf dem rechten Donauufer, herankam und schon bis Amstetten und bis an die Enns streifte; endlich Sommer 1741, als die vereinigten Franzosen und Baiern nach 2) Der Preis von Hakenpulver (etwa aus der Pulvermühle des Venedikt Pamber oder des Gottlieb Krathauser in Molln oder des Johann Wieser in Steyrling) stellte sich um die Wende des 17./18. Jahrhunderts immerhin auf etwa 35 fl je Zentner, 1764 bei Jos. Haider in Wiesel¬ burg (von wo z. B. auch die Stadt Grein damals ihren Bedarf deckte) auf 36 fl 34 kr. Scheiben¬ oder Pürschpulver war immer teurer. In Oberösterreich gehörte übrigens der Betrieb einer Pulvermühle laut HDkr. vom 18. 10. und 17. 12. 1793 zu den sogenannten „ehehaften“ Gewerben d. h. er war von der betreffenden Liegenschaft grundsätzlich nicht trennbar. 248

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