OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Auch Bischof Wolfker beschritt den Weg der Bitte, um das Hospital auf eine gesicherte Grundlage zu stellen. Beweis dessen ist ein bisher unbekanntes Schreiben des Bischofs an die Prälaten und Pfarrer seines Sprengels, das in einer einst dem Stifte St. Lambrecht angehörigen Handschrift der Grazer Universitäts bibliothek (n. 1028) in einer kaum jüngeren Abschrift erhalten geblieben ist 10) Es ist auf Bl. 81 b — 82 a an den Rändern von einer unbekannten Hand ein¬ geschrieben und lautet: W dei gratia Patauiensis ecclesie humilis minister universis deum diligentibus abbatibus prepositis plebanis per episcopatum nostrum con¬ stitutis. Illud verum salutare: Thesaurizate vobis thesauros in celis, ubi nec erugo nec tinea demolitur, facite vobis gazofilatium, pauperes Christi, com¬ mutate hospicium pro domo, erogate, curate elemosinam (!) vestram ad hospitale quod iam modernis temporibus in nomine domini qui dives in omnes est in loco qui vulgari Windisc Gaerste dicitur institui cepit, pauperes qui deum pro nobis interpellare debent et peregrini egenique in eodem hospitali ad exemplum eius qui in specie peregrini discipulis suis apparuit karitative recolligantur. Elemosinis igitur vestris prefatum plantare et edificare studete hospitale, ut dum Christus in specie pauperis requiescat illic, vos requiem in eternis tabernaculis recipere mereamini. Das Rundschreiben, dessen Text vielleicht nicht fehlerfrei überliefert ist, lautet in ungefährer deutscher Übersetzung: Wolfker, durch Gottes Gnade geringer Diener der Passauer Kirche, (entbieten Gruß) allen die Gott lieben, den Abten, Pröpsten und Pfarrern in unserm bischöf¬ lichen Spengel. Schafft euch nach jenem wahren und heilsamen Wort: „Sammelt euch Schätze für den Himmel, wo sie weder Rost noch Motten zerstören“ eine Schatzkammer durch die Armen Christi ... und verwendet euer Geld als Almosen für das Hospital, das in diesen Zeiten im Namen Gottes, der reich für alle ist, am Orte, der Windisch-Garsten genannt wird, zu errichten begonnen wurde, damit die Armen, die Gott für uns bitten sollen, die Pilger und Bedürftigen in diesem Hospital nach dem Beispiel dessen, der seinen Jüngern in Gestalt eines Pilgers er¬ schienen ist, in werktätiger Liebe aufgenommen werden können. Strebet also darnach, mit eurem Almosen das genannte Hospital zu gründen und aufzubauen, damit ihr, wie Christus in der Gestalt eines Armen daselbst seinen Aufenthalt nehmen soll, selbst eure Ruhe in den ewigen Wohnstätten (des Himmels) zu genießen verdient. Eine Datierung dieses Rundschreibens ist leider nicht möglich. Doch ist an¬ zunehmen, daß seine Aussendung sicher noch in die allerersten Jahre des Bestehens 1) Die Handschrift ist nicht ursprünglicher St. Lambrechter Besitz. Sie wurde erst von dem großen Büchersammler des 15. Jahrhunderts, dem Prior Klemens Heuraus, dem Stifte hinter¬ lassen. Ihr Inhalt, der teilweise von J. Zahn bereits veröffentlicht wurde (Beiträge zur Kunde steirischer Geschichtsquellen, 2. 1861, S. 1 ff) weist wohl nach der Benediktinerabtei Formbach, die eine Gründung der Püttner Grafen war, denen die erwähnten Gedichte der Handschrift (siehe Zahn, a. a. O.) gewidmet sind. Siehe auch J. Huemer, Iter Austriacum I. Wiener Studien, IX. 1887, S. 68. 242

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