Oberösterreichische Heimatblätter hundert zuweisen zu können und erwähnt, daß Arbmann die gotländische Schmuck¬ scheibe (Nr. 24, S. 66) auf Einwirkungen zurückführt, die auf den Handel mit dem Karolingerreich beruhen. Aber für die Hauptmasse der durchbrochenen Zier¬ scheiben mit Tierleibern ergibt sich auf Grund seiner Untersuchungen ein Alter, das in der Spanne zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert zu suchen ist. Technisch wie stilistisch gehören sie, ob älter oder jünger, zu einer Einheit. Technisch fußen sie auf den durchbrochenen Zierscheiben und Gürtelschließen der Völkerwanderungszeit und der Übergangszeit zum deutschen Mittelalter. Stilistisch stehen sie im gleichen rückwärtigen Zusammenhang zur Tierornamentik der Völker¬ wanderungs- und der Wikingerzeit. Wir haben es mit Erzeugnissen der romanischen Kleinkunst zu tun, in denen wir vorwiegend Frauenschmuck erblicken dürfen. Schirwitz bringt sie mit dem damaligen Hochstand des Kunstgewerbes in Mittel¬ deutschland, besonders im Harzgebiet, in Verbindung. Die ungarischen Stücke sind teils Einfuhr aus Mitteldeutschland, teils fremde Nachbildungen. Wie schon erwähnt, war Schirwitz in der Lage, auch ein Stück aus Niederösterreich anzu¬ führen (Nr. 16, S. 63). Die kleine Zierscheibe aus Kupfer, die in einem schmalen Reif einen Vogel zeigt, wurde im Frühjahr 1878 in Freundorf am Tullnerfeld gefunden *). Über ihre Zeitstellung wird in den zwei Notizen nichts gesagt, Matthäus Much hat sie allerdings stillschweigend datiert, indem er sie auf Tafel XCIV unter merowingerzeitliche Funde einreihte. Nun muß zugegeben werden, daß gerade die Freundorfer Zierscheibe eine besonders schlichte Form¬ gebung zeigt und daher leicht mit den merowingischen Durchbruchscheiben zu¬ sammengestellt werden konnte. Ein Bezug auf diese Literaturstelle hätte also zu einer Fehldatierung der Perger Schmuckscheibe geführt. Daß auch sie der hoch mittelalterlichen Zeit angehört, ist jetzt unzweifelhaft. Sie zeigt große Überein¬ stimmung mit dem Anhänger von der Lauenburg, Kreis Quedlinburg, den Schirwitz auf Seite 64, Abb. 2, zeigt. Meine mit Vorbehalt auf Beningers Hinweis fußende Bestimmung als „Schmuck eines altungarischen Kriegers" daher hinfällig. Das Fundstück fällt in die Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung Pergs, die aus der Mitte des 11. Jahrhunderts stammt (zirka 1050) 5). Es ist klar, daß die Liste Schirwitz' nicht alle vorhandenen Funde dieser Art erfaßte. Nach ihrer Veröffentlichung werden sicher weitere Stücke hinzugekommen sein. Der donauländische Raum kann außer der Perger Scheibe noch zwei Fund¬ stücke beisteuern. In der Festschrift des Vereines „Carnuntum“, die im Jahre 1910 erschien, ist eine Durchbruchscheibe als Vignette verwendet und folgend beschrieben: „Anhänger mit Öse, ¾4 n. Größe. In eine kreisrunde, mit laufendem, eingeritztem Wellenmuster verzierte Umrahmung ist mit geschickter Raumnutzung eine Chimaira hinein komponiert. In Carnuntum gefundene und im Museum *) Mitteilungen der k. k. Central-Commission, V. Ig., N. F. Wien 1879, p. XCIV und Fig. 8 p. XCV; M. Much, Kunsthistorischer Atlas, I. Abteilung, Wien 1889, Tafel XCIV, Fig. 13. 5) Alfred Hoffmann, Die oberösterreichischen Städte und Märkte, in: Jahrbuch des o. ö. Musealvereines, 84. Bd., Linz 1932, S. 180. 240
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2