OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Bausteine zur Heimatkunde Die Schmuckscheibe von Perg Mit den Restbeständen des zerstörten Perger Heimathauses kam im Laufe des Fahres 1949 auch der durchbrochene Bronzeanhänger an das Heimathaus in Freistadt, der im Jahre 1934 beim Umbau des Hauses Dr. Schoberstraße Nr. 29 in Perg im Erdreich gefunden worden war *). Als er im Jahre 1936 von Altbürgermeister Josef Dirnberger dem Landesmuseum zur Bestimmung vor¬ gelegt wurde, gestaltete sich diese einigermaßen schwierig, da es sich um einen zufälligen Einzelfund handelte und keine Vergleichsstücke bekannt waren. Das eine war sicher, daß ein mittelalterliches Fundstück vorlag. Eduard Beninger Wien, glaubte auf mehrere Durchbruchscheiben „der östlichen Nomadenkultur des 9. und 10. Jahrhunderts hinweisen zu dürfen, die als Entsprechungen heran gezogen werden könnten, worauf ich in meiner Veröffentlichung der Perger Zier scheibe verwies 2). Ein Jahr später erschien von Dr. Karl Schirwitz, Quedlinburg, eine bebilderte Abhandlung über diese durchbrochenen Schmuckscheiben mit Tierleibern, die zum erstenmal einen Überblick über ihre Gesamtverbreitung und einen Aufschluß über ihre kulturelle Zugehörigkeit und Zeitstellung gab 3). Schirwitz war in der Lage, 33 Stück veröffentlichen zu können. Das Fundbild, das er auf Grund von Literatur- und Museumsstudien gewann, zeigt, daß das Ursprungsgebiet dieser Anhänger, die teils aus Bronze, teils aus Kupfer hergestellt sind, im mittel¬ deutschen Raum liegt. Von den 33 veröffentlichten Fundstücken sind im Gebiete zwischen Elbe und Rhein 17 Stück geborgen worden; 12 davon gehören nach Mittel-, 5 nach Westdeutschland. Aus Skandinavien liegen 5, aus Schlesien¬ Polen 2 Stück vor. Der Donauraum ist mit 2 bayerischen, 1 niederösterreichischen und 6 ungarischen Stücken vertreten. Ausgehend von der älteren Burgenforschung konnte Schirwitz feststellen, daß sie als Einzelfunde und auch im Zusammenhang mit anderen Fundstücken auf Burgstellen und im Untergrund von Ortschaften auftreten. Letztere Feststellung trifft auch für Perg zu. Was ihre Zeitstellung betrifft, konnte sie der Verfasser dieser Sonderarbeit auf Grund von münzdatierten Stücken und anderen zeitbestimmenden Begleitfunden dem 11. und 12. Jahr hundert zuweisen. Sie gehören also durchwegs zur Gruppe der mittelalterlichen Siedlungsfunde. Nach der üblichen Einteilung des Mittelalters in Früh-, Hoch¬ und Spätmittelalter fallen sie also bereits in den hochmittelalterlichen Zeitabschnitt. Wenn Schirwitz von „Arbeiten des frühen Mittelalters“ spricht, so stimmt dies mit der geläufigen Auffassung nicht überein. Allerdings glaubt er zwei von den fünf nordischen Stücken der beginnenden Wikingerzeit, also dem 9. Jahr¬ *) Fundberichte aus Österreich, II. Bd., Heft 3, Wien 1937, S. 164. 2) Welt und Heimat, Illustrierte Beilage zur Linzer Tagespost, 5. Jg. Nr. 30, 1937. 3) Karl Schirwitz, Durchbrochene Schmuckscheiben des frühen Mittelalters, in: Zeitschrift des Harzvereines für Geschichte und Altertumskunde, 71. Jg. 1938, S. 61 —71. 239

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