OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Der Deutschamerikaner Franz Markert entwarf in den „Europa-Berichten" 34) ein künstlerisches Porträt der Dichterin. Spael, damals Direktor des Kösel¬ Verlages, schreibt in der „Kölnischen Volkszeitung“ vom 10. 1. 1936: „Von einer hellen und klaren Geistigkeit ist der Besucher umfangen, von einer Klugheit, die über Welt und Menschen Bescheid weiß. Sie erfaßt mit dem Herzen und ant¬ wortet mit dem Herzen“. Mumbauer meint: „Die Handel-Mazzetti ist proteus¬ artig unergründlich; aber auch da, wo sie verblüfft, wirkt sie groß und respekt¬ heischend.“ Anklin: „Sie scheint und ist Nachgiebigkeit in Person — in künst¬ lerischen und seelischen Angelegenheiten aber ist sie von heroischer Beharrlichkeit und Ausdauer.“ Unvergeßlich ist das Wort Roseggers: „Sie ist fein und zart, daß man denkt: Ach Gott, wenn die nur nicht einmal ein Buch von der Handel¬ Mazzetti in die Hände kriegt, was würde nur die dazusagen!“ 35) Hören wir noch die Dichterin selbst! In den beiden Briefen vom 30. Mai und vom 9. August 1938 schrieb sie: Mein „Ruhm ist eine blutige Marterkrone, durch Leid und Schmerzen aller Art erkaufte ich ihn, weil ich so mußte, es war mir in Gottes Rat bestimmt.“ „Meiner Kunst, die mir von Gott gegeben ward, für die ich einsam lebe, die meine Beseligung ist, zugleich mein Blut und Mark verzehrt, meine Augen fast geraubt hätte, ich habe keinen höheren Besitz als sie. Denn sie ist, wie alle wahre Kunst, eine Ausstrahlung des Allmächtigen, der sie mir schenkte. Ihm sei Preis und Dank, daß er sie mir gab, wenn ich auch langsam an ihr sterben muß. Für ihr inneres, religiöses Leben ist bezeichnend die Widmung, mit der sie mir ihr „Reformationsfest“ (1930) schenkte: „Ein Herz, das Demut liebet, bei Gott am höchsten steht; ein Herz, das Hochmut übet, mit Angst zugrunde geht; ein Herz, das lauter ist und folget Gottes Zeiten, das kann sich Trost bereiten, zu dem kommt Jesus Christ." Zum 80. Geburtstag begrüßen wir Dich mit den Worten Paula Groggers: „Du warst unsere große, gottbegnadete poeta laureata. Aber jetzt, wo ich nicht allein Deine Werke, sondern auch Dich selber kenne, weiß ich: Du bist noch mehr als das. Zu den immergrünen Lorbeeren, die Du verdient und erobert hast, reiche ich Dir heute den Blumenkranz der deutschen gütigen, der österreichischen Frau. *) Erlebtes und Erlauschtes. Illinois, 1926. 35) Eleonore Woita in den O. S. Nachrichten, 17. 10. 1945; Maria von Peteani, eben¬ dort Jänner 1946. 238

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