OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Berger: Enrica von Handel-Mazzetti Handel-Mazzetti hat selbst einen ausgezeichneten Überblick über die Ver¬ breitung ihrer Werke im nicht deutschen Sprachgebiete gegeben in dem Essay „Mein Werk im Ausland“ (zuerst im „Neuen Reich“, 1931, Nr. 27—29, erschienen und dann teilweise ergänzt in „Die Heimat meiner Kunst“ S. 38 ff.). Sie weist mit Recht auf die Schwierigkeiten hin, die „Formung, Sprache (Mund¬ art) und Gedankenwelt“ ihrer Werke den Übersetzern bieten. Im Anschluß an diese Arbeit sei erwähnt, daß auch in den Vereinigten Staaten ihre Romane begeisterten Anklang gefunden haben. Die Literarhistorikerin Lucile Harrington schreibt in einem Briefe aus dem Jahre 1931: Jesse und Maria hätte in der englischen Übersetzung bereits viele Freunde gewonnen. Ihr Lieblingsbuch aber sei „Die Waxenbergerin“, und sie hoffe auf eine Übersetzung dieses Werkes im englisch sprechenden Amerika. Wissenschaftliche Arbeiten Amerikas beschäftigten sich gleichfalls mit ihren Werken. Der Benediktiner Alkuin Hemmen in Kansas veröffentlichte im Jahre 1945 eine Dissertation über die religiöse Toleranz in den Werken Handel-Mazzettis 31), der ein vortrefflicher bibliographischer Anhang der bisher erschienenen Literatur über die Werke Handel-Mazzettis angefügt ist. Vor dem Ausbruch des Weltkrieges in den Jahren 1936 und 1937 wurden „Ritas Briefe“ in die japanische Sprache übersetzt. Die Ausgabe erfolgte in zwei Bänden. Die Bedeutung der Werke Handel-Mazzettis und ihrer Grundhaltung für den Unterricht kam in Aufsätzen der pädagogischen Zeitschriften und in Schulaus¬ gaben zur Geltung 32) Handel-Mazzetti lebte auch in früheren Jahren sehr zurückgezogen, fast ab¬ geschlossen von der Öffentlichkeit. Paula von Preradovic sagt: „Wirklich gemäß ist ihr nach ihren eigenen Worten „das Leben einer Karmeliterin". Nür mit wenigen Freunden verkehrte sie, mit Menschen, die sie von ihrem Lebensziel nicht ablenkten. Die Dichterin drückt dies mit den Worten aus: „Die holde Menschen¬ blüte unter dem Herzen der Mutter wächst in Geheimnis und Verschwiegenheit. Erst die Geburt bricht dieses Geheimnis.“ Handel-Mazzetti gehört in die Zahl jener Dornengekrönten, deren Schicksal sich einzig in ihren Büchern abspielt. (Preradovic.) In manche Aufsätze verstreut sind die Nachrichten über Handel-Mazzettis Persönlichkeit. Ausgezeichnet ist sie charakterisiert bei M. Anklin 33): „Meinrad und Stephana zeigen am echtesten ihre Seele, am unverkünsteltsten ihr Herz. 3) The Concept of Religious Tolerance in the Novels of Enrica von HandelMazzetti (Universität Michigan). 32) Pharus, 1932, S. 298 ff. Zeitschrift für den deutschen Unterricht, 1911, S. 731 ff. — Zeitschrift für deutsche Bildung, 1932, S. 318 ff. — Festschrift der Kath. Schulblätter, 1928, Heft 4/5. — Schulausgaben erschienen von J. Hengesbach, Die Kreuzesbraut, Die arme Mar¬ garet (Saarlouis, Hausen); von Johann Ranftl, Meinrad Helmperger, Jesse und Maria (Wien, Freytag, 1910/11); von Heinrich Jünemann, Stephana Schwertner (Saarlouis, Hausen, 1921); von Fr. Berger, Stephana Schwertner (München, Kösel, 1933), Der deutsche Held (Paderborn, Schöningh, 1926). 33) Enrica von Handel-Mazzetti, ein Besuch bei ihr in Linz. Sonderabdruck aus den Neuen Züricher Nachrichten, 1912, 4.—7. Juni. 237

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