OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Willvonseder: Ur- und frühgeschichtliche Kunst im Bezirk Braunau älteren und mittleren Bronzezeit üblichen, die in einem inneren Verhältnis zum Aufbau des Gefäßkörpers stand und als plastischen Schmuck nur Leisten oder noch sparsam angewandte Buckel kannte. Kerbschnitt und Riefung streben eine durch den Wechsel von Hell und Dunkel, den die Auflösung der Fläche mit sich bringt, hervorgerufene optisch-malerische Wirkung an. Es tritt eine Entwertung des Grundes ein, S der selbst stellenweise oder völlig zum Ornament wird. Diese Auflösung der Form ist ein Wesenszug der spät¬ bronzezeitlichen und frühhallstattzeitlichen Tonware in oe96 weiten Gebieten Europas. Altere Eisenzeit (Hallstattzeit) Die ausgehende reine Bronzezeit und die frühe Hallstattzeit faßt man neuerdings unter dem Begrif „Urnenfelderzeit“ zusammen. Die in der mittleren und späten Bronzezeit übliche Körperbestattung in Hügel¬ gråbern wird durch die Leichenverbrennung verdrängt. Die Urnengräber sind meist in größeren Friedhöfen ver¬ eint. Dieser Wechsel im Bestattungswesen geht auf Einwanderung der Illyrier zurück, deren Herrschaft Alpenvorland erst zu Beginn der Jüngeren Eisenzeit im 5. Jahrhundert v. Chr. durch die Kelten ein Ende be reitet wurde. Dem jüngeren Abschnitt der älteren Urnen¬ felderzeit (Hallstattstufe A) gehören die Bronzeschwerter mit Vollgriff von Feldkirchen (Abb. 2) und aus dem Inn bei Mining (Abb. 3) an. Die schwach gebauchte Griff¬ säule wird durch waagrechte Wülste in drei Zonen mit Spiralverzierung gegliedert. Bei dem Schwert von Feld¬ kirchen ist die Oberseite der Knaufplatte durch Rand¬ bogen, die Kreisaugen einschließen, bei der Waffe von Mining durch ein nicht eben wohlgelungenes Wellenband und Kreisaugen in den „Wellentälern“ nahe dem Rand ..Bog Be Mgososelososok e o69oNosooojoog 6669 oMosoosoosos verziert. Die Unterseite der Knaufplatten beider Schwerter beleben einfache, in konzentrischen Kreisbändern ange ordnete Strichlein, bzw. Häkchen. Die Spiralverzierung Abb. 1. Vollgriffschwer aus der jüngeren Bronze¬ an der Griffsäule — eine ungebrochene Linie, die sich zeit von Nöfing. zur Spirale einrollt, dadurch einen Kern bildet, dieser ½ nat. Gr. (Landesmuseum aber verläßt, um mit der nächsten Windung das Spie Linz) zu wiederholen — ist eine aktiv bewegte Form, die in der Bronzezeit aufkommt, sich in die frühe Hallstattzeit fortsetzt, dann aber versiegt. Die Knaufplatten verraten zwei verschiedene Grundsätze bronzezeitlicher Kunst eine Kreisfläche zu verzieren. Die Kreisaugen an der Knaufplatte des Schwertes von Feldkirchen sind durch die enger werdenden Bogen an den Rand gebunden und 13* 195

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2