OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Berger: Enrica von Handel-Mazzetti Eine Auswahl aus Meinrad, Jesse und Maria, Stephana Schwertner und Ritas Vermächtnis veröffentlichte Johannes Maria Fischer im Führer-Verlag, München-Gladbach (o. J.) „Enrica von Handel-Mazzetti. Auswahl und Ein¬ führung". Im Jahre 1895 wurde Handel-Mazzetti mit dem Dichter und Schriftsteller Franz Eichert bekannt, der damals die Zeitschrift „Die christliche Familie' redigierte. Er lud sie zur Mitarbeit ein. Eines ihrer ersten Stücke, das sie dort veröffentlichte, war das Märchen „Vom König, den Dracheneiern und der Prinzessin Caritas“, das dann auch in die Jugendbücher Aufnahme fand 22). Eichert war für Handel-Mazzetti der „Mann mit der Wünschelrute“ „Ihm gebührt das Verdienst an der Entfaltung der katholischen Idee in meinen Werken.“ — In seiner Zeitschrift begann er 1899 mit der Veröffentlichung von „Meinrad Helmpergers denkwürdigem Jahr“, wodurch sich die jugendliche Schrift¬ stellerin den Weg in die deutsche Literatur bahnte. Diese wertvolle Künstler¬ freundschaft währte bis zu Eicherts Tode (6. Juli 1926). Sie war aber nicht kritiklos. Die Dichterin schreibt: „Trotz persönlicher Freundschaft stellte sich bei ihm eine gewisse Gegnerschaft ein, als ich „Jesse und Maria“ geschrieben hatte. Er glaubte, der Freisinn hätte an mir eine Proselytin gefunden. Handel¬ Mazzetti setzte ihm ein schönes Denkmal, als Wilhelm Oehl im Jahre 1924 unter dem Titel „Die eiserne Harfe“ eine Auswahl seiner Dichtungen herausgab. Als Einleitung schrieb sie die Geschichte ihrer Freundschaft mit Eichert. Die Veröffentlichung des Romanes „Jesse und Maria“ ist auf das engste verknüpft mit der Zeitschrift „Hochland“ und mit derem Herausgeber Karl Muth, einem der Führer im sogenannten Literaturstreit. Eichert selbst hatte der Dichterin zur Verbindung mit dem Hochland geraten. Der erste Abdruck in dieser Zeitschrift begann mit dem Oktober-Heft des Jahres 1904. In Buchform erschien das Aufsehen erregende Werk 1906. Muth äußerte sich dann wiederholt in seiner Zeitschrift über die Dichterin 23) Die späteren Werke Handel-Mazzettis besprach im Hochland der Dichter Franz Herwig: VII/1, 1909/10 („Die arme Margaret“); X/1, 1912/13 (Stephana Schwertner, 1. Band); X/2, 1912/13 (Brüderlein und Schwesterlein"); XI/2, 1913/14 („Stephana Schwertner“, 2. und 3. Band); XVIII/1, 1920/21 („Der deutsche Held“). Es war dies die letzte Besprechung eines ihrer Werke im Hochland. Herwig hatte sich bei aller Anerkennung der trefflichen Eigen¬ schaften des Romans ablehnend über den „Deutschen Helden“ ausgesprochen, vor allem wegen des alten Motivs: himmlische Frauenliebe verwandelt den irdischen Mann. Herwig äußerte sich nach zehn Jahren unter dem Kennzeichen 22) Vergl. Caritas. Die schönsten Erzählungen von Enrica von Handel-Mazzetti. Ein deutsches Jugend- und Volksbuch, Stuttgart, K. Thienemann; Österreichische Jugendschriften, Nr. 2. Bernina-Verlag, Wien 1948. 23) Hochland III/2 (1906), S. 691: Jesse und Maria. Ein literarischer Rück- und Aus¬ blick. — VI/1 (1908/09), S. 116 u. 638. — VI/2 (1909), S. 118: Ein Blick in die Dichter¬ werkstatt. — VII/1 (1910), S. 624. 231

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