OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Berger: Enrica von Handel-Magzetti Spannung aller künstlerischen Kraft. Sie sind Repräsentationen des größten und mich am tiefsten berührenden Glaubensgeheimnisses, des Kreuzestodes Christi.“ Und wenn Karl Busse von ihrer Neigung zu Greuel-Epochen spricht, so antwortet sie mit den Worten: „Wenn ich in meinen Dichtungen den Haß ver sunkener Jahrhunderte und seine Zerstörungstaten immer wieder schildere, so geschieht dies niemals aus Lust am Bösen, sondern nur, um im schwelenden Dunkel jener alten Mordnächte das Licht der katholischen Liebe umso wunder samer ausstrahlen zu lassen“ (Kriegserinnerungen) 11). Zu den wertvollen Selbstbekenntnissen über ihr Schaffen gehören ferner die Äußerungen über „Meine Beziehungen zu Marie Ebner" (1903 1916) bei J. Mumbauer, Der Dichterinnen stiller Garten (Freiburg, Herder, 1918, S. 24 —39), das Geleitwort zum Auswahlband aus den Dichtungen Franz Eicherts „Die eiserne Harfe“ (Hochdorf, Gander, 1924, S. I—XXV). „Wir schaffen für den gleichen Herrn", sagt Eichert. Von ihren Jugend¬ erinnerungen spricht sie in dem Büchlein: „Als unsere großen Dichterinnen noch kleine Mädchen waren“, Graz 1912. Über „Marienfried“ in St. Pölten schreibt sie in dem Gedenkblatt „Sophie Barat“ (Ravensburg, 1910, S. 1 ff) und ein Jahrzehnt später im „Günther“. „Und als der Sturm bedroht' des Lichtes matte Glut“, als ihr Augenlicht zu erlöschen schien, nahm sie ihre Zuflucht zu dem Märtyrer Mexikos, Pater Miguel Pro. Für den Gnadenerweis, durch den ihr Auge wieder hell wurde spricht sie ihr schönes Dankgebet in dem mit reichen Selbstbekenntnissen durch¬ wobenen Büchlein „Das heilige Licht“ (Wien, 1938) aus 12). Von dem gleichen Feuer, das in dem Leben des Märtyrers ihr entgegenleuchtete, wurde auch ihr Herz angeglüht: es formte des Grafen Reichard Leben und Sterben 13, Dem Vorwurf, sie huldige in ihren Werken dem Modernismus, entgegnete sie mit dem Aufsatz „Enrica Handel-Mazzettis Selbstverteidigung“ in der „Allgemeinen Rundschau“ (1910, VII, S. 727 f)14). 11) Über das Märtyrer-Motiv bei M. Enzinger, Zwischen Legende und Historie, in: Fest¬ schrift zur 75 Jahrfeier, S. 150 ff. Vergl. auch: „Schöpfung und Kritik“ im Briefe Handel¬ Mazzettis an das „Höhenfeuer“; Pfälzer Bote 1926, Nr. 216, und Stadtpfarrer Roser im Pfälzer Boten: „Shakespeare hat seinen Macbeth geschrieben, und der Kenner weiß, wie blutig er endet. Wir sind überzeugt, daß der große Dichter auch kein Vergnügen gefunden hätte, etwa das, was er in seiner Tragödie beschreibt, auch mitzuerleben." 12) Diese Ausführungen erschienen erstmals in der Zeitschrift Das Skapulier, Linz, 1936/37. 13) Vergl. Graf Reichard, Wien, Bernina-Verlag, 1950. 12) Vergl. Die Schildwache 1916, Nr. 20. Man lese auch die trefflichen Gedanken, die P. Maurus Carnot in seiner Studie: Eine Enrica von Handel-Mazzetti Stunde (Gral 1920, S. 330 ff.) über das Verhältnis zwischen Dekurtins, dem Ankläger der Dichterin, und Handel¬ Mazzetti gesprochen hat. Handel-Mazzetti selbst schrieb nach dem Tode Dekurtins an dessen Tochter (1916): „Wie ein Kämpfer auf seinem Schilde ist er gestorben, der in seinen Taten nur Gott und Gottes Ehre, nie sich selbst suchte.“ Die Dichterin empfand das Auftreten des Vischofs von Chur, Anton Gisler, eines scharfen Vorkämpfers gegen den Modernismus, gegen ihre Werke (im Sonntagsblatt) als eine besondere Kränkung (Brief vom 31. 3. 1911 an Dr. Konrad Schiffmann).

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