Oberösterreichische Heimatblätter verbannen“ 5). Und heute? Ein Blick in irgend eine Literaturgeschichte bezeugt uns, daß Handel-Mazzetti als „ein leuchtendes Meteor am literarischen Himmel gepriesen wird 6), und Oskar Walzel sagt, daß aus bewußter Heimatkunst sich eine Wiedergeburt des geschichtlichen Romans vollzog, geht auf die Erzählungs¬ kunst Handel-Mazzettis zurück 7). Handel-Mazzetti hat sich oft in ihrem Leben über ihr Schaffen, über Weg und Ziel ihrer künstlerischen Arbeit geäußert. Zu den kostbarsten Selbstbekennt¬ nissen über ihre Kunst gehören das Büchlein „Die Heimat meiner Kunst (Saarlouis, Hausen, 1934) und „Johann Christian Günther“ (München, Kösel¬ Pustet, 1928, S. 5—214). Land und Volk Oberösterreichs sind der Nährboden ihrer Kunst. Die Schönheit altösterreichischen Landes hat in allen ihren Werken mitgedichtet, ob nun die Handlung ihrer Romane aus den schönen Landschaften an der Donau, Steyr und Krems und ihren Geschicken herauswächst, oder ob die Dichterin uns im Geiste in die deutschen Städte Jena, Mannheim, und Quedlinburg führt. Sie hat auch die fernabliegenden Menschen und Landschaften mit dem „Herzblut ihrer österreichischen Heimat“ durchtränkt. Im „Günther“, als sie 1921 wieder in Maria Taferl war, spricht sie über den Meinrad-Stil und die Bedeutung von St. Pölten (Marienfried) für ihre Werke, über „Nitas Vermächtnis“, ferner über den geplanten Günther-Roman. Sie vertiefte sich damals in Günthers Gedichte, besonders in das vom Prinzen Eugen und dem Eisernen Tor. Man denkt hiebei an den späteren „Graf Reichard“, den Helden und Heiligen vom Eisernen Tors). Der Niederschlag ihrer Studien und ihrer inneren Kämpfe war zunächst nur die Novelle „Günthers Tod" in der Folge aber die Sandtrilogie und „Frau Maria“. Auf eine Stelle im selbstbiographischen Teil des Günther-Buches sei im besonderen hingewiesen; sie betrifft den Vorwurf gar mancher Kritiker über die Leidensszenen. Im literarischen Beiblatt der Frankfurter Zeitung (1927, Nr. 32) hatte Christine Touaillon gegen die Dichterin den Vorwurf geschleudert, im Mittelpunkt ihres Schaffens liege ein sadistisch gefärbter Komplex („Blut und Liebe"). Ruhig und sachlich erklärt dagegen Handel-Mazzetti: Die Leidens¬ szenen in all ihren Werken beruhten auf ihrer Andacht zum Kreuze, auf der Lektüre der Emmerich-Visionen und auf den Erzählungen über die Psychoextasen der Südtirolerin Maria Mörl 10), einer Vorgängerin der Therese von Konners¬ reuth. „Ich mußte diese Szenen schreiben, sie bedeuten für mich die höchste *) Handel-Mazzettis „Stefana" und die Kritik. Ein Rückblick und Ausblick, Sonderabdruck aus dem Basler Volksblatt. *) Th. Rall, Deutsches katholisches Schrifttum gestern und heute (Einsiedeln 1936), S. 25. 7) Die deutsche Dichtung seit Goethes Tode, S. 249 f. 3) Der Schlußband erscheint 1950 im Bernina-Verlag in Wien. *) Neudrucke 1950 bei Schönleitner-Linz und im Brentano-Verlag in Stuttgart „Günther, der Schlesier“. Diese Ausgabe widmete Handel-Mazzetti den heimatvertriebenen Schlesiern. 10) Vergl. hiezu die Ausführungen A. Dörrers im Festbuch des Kösel-Verlages (1930), G. 416 ff. 226
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