OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Berger: Enrica von Handel-Mazzetti „Lied von den Kindern“. Franz Xaver Müller, Franz Neuhofer, Ludwig Daxsperger, Johann Prinz (Steyr), Karl Blasl, Franz Kinzl, Ida Fischer-Colbrie wetteiferten, das Lied der Gefeierten mit dem Glanz ihrer Melodien zu ver¬ herrlichen 3) Alle bedeutenden Zeitschriften und Zeitungen nahmen zu diesemFeste Stellung. Diese Äußerungen würden, gesammelt, einen umfangreichen Band füllen. Handel-Mazzetti dankte mit herrlichen Worten für diese ganz außer¬ gewöhnlichen Ehrungen: „Allen meinen Freunden, die mein Jubiläum gefeiert haben. Seit den Festtagen des Jahres 1931 sind zwei Jahrzehnte verflossen, Handel¬ Mazzetti hat den langen, schweren Weg ihrer Berufung ohne jedes Schwanken vollendet. Mit Recht kann sie heute sagen: „Meine Kunst ging unbeirrbar den Weg, den Gott ihr zeichnete, und wankte nicht.“ Stelzhamer nannte das Künstlerlos eine kahle Höhe. Sie biete zwar reizende Fernblicke, sei aber Sturm und Wetter am meisten ausgesetzt. Niemand hat schöner dieses Dichterlos in Gleichnis geschaut als Paula Grogger. Vor einem ausgewählten Kreise las Frau Valerie Klunzinger (Steyr) in Anwesenheit Handel-Mazzettis und Groggers im Jahre 1928 dieses „Gleichnis von der Weberin“ vor*). Her ganz großes, ein wundervolles Werk will die Dichterin schaffen. Ihr schnürte sie gleichsam an den Webstuhl und wie eine Mutter ihrem Kinde gal sie ihrem Gewebe ihr Bestes. Die Wirkung ihrer Arbeit war groß. Das Lob ihrer Kunstfertigkeit sprach sich in der ganzen Stadt herum. Das mißfiel dem Teufel. Er wollte sie mit den Freuden der Welt locken. Es gelang ihm nicht Dann setzte er sie dem Spotte und der Kritik der Leute aus. Dabei tat mancher der Kritiker, als habe Gott ihn eigens gesandt. Und vollends die jungen Meister die alle Regeln der Kunst inne hatten! Gegen ihre erlernte Schulweisheit konnte sie ihr reifes Herz voll der Erlebnisse und Leiden in die Waage legen. Wer denkt bei den Worten Paula Groggers nicht an das Schicksal, das Handel-Mazzettis Erstlingswerk „Meinrad Helmpergers denkwür¬ diges Jahr“ zu erdulden hatte! An die Worte, die E. Lange im „Literarischen Zentralblatt“ gegen den Meinrad schleuderte, oder an das Verhalten des Ost¬ preußen K. Busse, er habe das Buch „still beiseite“ gelegt. Die Schweizerir Maria Anklin faßte dieses Verhalten mit den Worten zusammen: „Wie hat man ihn (den Meinrad) mit Steinen beworfen, boykottiert, aus den Buchhändler¬ Katalogen hinausgedrängt! Es ging ein förmliches Mandat gegen ihn aus und 1901 war es seinen Feinden nahezu gelungen, ihn aus dem Buchhandel zu 3) Von den auswärtigen Komponisten seien genannt: Hans Kases (8 geistliche Lieder, gedruckt bei Pustet in Regensburg), Brunetti-Pisano (Salzburg), S. Kintz-Ulrich (Heidelberg), Gabriele Zwerger-Legl (Wien), Hellmut Pattenhausen (Wien), M. L. Baumgartner (St. Pölten) *) Es wurde zuerst gedruckt im Handel-Mazzetti-Almanach des Kösel-Verlages (1928) S. 9—26, ferner in einer Breslauer Sonderausgabe 1929 im Ostdeutschen Verlag. Vergl. auch: Enrica von Handel-Mazzetti, Paula Grogger und ihr Gleichnis von der Weberin, Österreichs Zukunft (Wien, 1930, S. 166—172), ferner abgedruckt in: Die Heimat meiner Kunst, S. 26—37 225

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