Oberösterreichische Heimatblätter Bedeutend ist vor allem die Gedankenlyrik in Rettenpachers Schaffen. Beschaulich-nachdenkliche Themen sind häufig (10, 24, 30, 41, 44, 66, 70, 82, 83, 139, 162, 175, 179, 185). Kirchhofsgedanken und dem „Memento Mori“ einem der kennzeichnenden Motive der Zeit zollt er den gebührenden Tribut, ohne sich dabei ins Uferlose zu verlieren (22, 29, 63, 65, 111, 112, 119, 161, 183). So singt er voll Melancholie (120/III): Einsam werd ich immerfort/ Gleich dem Turtltäubl verbleiben/ Vnd mit seufzen d'Zeyt vertreiben/ Biß ich komme an mein orth Sterben ist mein bester Gwinne Auf nichts anders ich mich bsinne. Daß der religiösen Lyrik, dem Stande des Dichters zufolge, großes Augenmerk zugewendet wird, darf uns nicht wundern. Tiefe Innerlichkeit und Frömmigkeit zeichnen diese Gedichte aus. Besonders die Himmelskönigin Maria besingt er mit zartem Gefühl (53): Schönster Morgenstern leucht mir dich die ganze welt begrüßßet weill durch dich ihr Leid versüßßet: Völlig ich ergib mich Dir: Alle lieb will ich weit fliehen/ die mich kan von dir abziehen. Du bist's Himmels beste Ziehr; Nach Gott vnser höhst Verlangen: Menschen kinder mit dir prangen, Niemand doch lobt nach gebühr. Vill zu schwach ist vnßer Seele das gnug rühme die Trost"quélle. Gleich wie edler Zeder"baum sich in Liban"berg erschwinget durch die wolkhen wird vmbringet/ Laßet andern kriegen rauhm; So du vber alls erhebet was in Himmel vnd erden schwebet. Gottes Mutter bistu gnennt/ wer kan höhers was außsinnen/ Aus sein hirn zusammen spinnen? Keiner ist ia so verblendt dißer Titl ward niehe vermindert/ Noch durch schmach vnd spott verhindert. 218
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