OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Jemawladee Jahrgang 4 = Heft Z Juli=Geptember 1950 Ur- und frühgeschichtliche Kunst im Bezirk Braunau Von Kurt Willvonseder (Salzburg) Die geistige Grundhaltung einer Bevölkerung spiegeln, wenn man sich an die materiellen Ausdrucksmittel hält, am reinsten Baukunst und Kunsthandwerk wider. Reste urgeschichtlicher Häuser, Kultbauten oder anderer Bauwerke haben sich in unseren Breiten nur unter ganz besonders glücklichen Umständen erhalten. Aus dem Bezirk Braunau, der zu den fundreichsten in ganz Oberösterreich zählt, sind an ortsfesten urgeschichtlichen Denkmälern nur die Grabhügel der Spät¬ bronzezeit und der Hallstattzeit zu verzeichnen. Eigentliche Baureste kennt man hier erst aus den ersten Jahrhunderten n. Chr., der Zeit der Römerherrschaft. Als ergiebige Quellen erweisen sich jedoch die vielfältigen Erzeugnisse kunstgewerblichen Schaffens: Gerät und Schmuck als Träger künstlerischen Ausdrucks. Es ist wohl nur Stückwerk, mit dem wir arbeiten müssen, denn der Aussagewert der durch Zu¬ fall oder planmäßig geborgenen Funde ist recht unterschiedlich. Auch ist der eine Abschnitt der geschichtlichen Zeit besser, ein anderer wieder dürftiger belegt. So liegen im Bezirk Braunau aus der Hallstattzeit, einer Epoche ohne eigentliche künstlerische Höhepunkte, weitaus mehr Funde vor als aus der Bronzezeit, die eine ausgesprochene Blütezeit urgeschichtlicher Kunst war. Viele der dem Außenstehen den nicht selten gering oder sogar nichtssagend erscheinenden Bodenfunde sind be¬ redte Zeugnisse schöpferischer Kräfte, denen sie ihre Entstehung verdanken. Sie richtig zu bewerten und darüber hinaus den Menschen, der als Glied einer bis in die Gegenwart reichenden Kette hinter diesen Dingen steht, sein Fühlen und Denken zu erkennen, seine Gesittung und geistige Entwicklung zu ergründen, ist Aufgabe der Forschung. Es werden hier nur Fundstücke eingehender gewürdigt, die von höherer kunst- oder stilgeschichtlicher Bedeutung sind. Altere Steinzeit Funde aus der älteren Steinzeit fehlen bisher aus dem Bezirk Braunau, doch könnten solche erwartet werden, da bereits an zwei Stellen, in Mining und im Grießgraben bei Unterrothenbuch (Gem. Braunau, früher Ranshofen), Mahlzähne des Mammuts, das der Mensch der Altsteinzeit gejagt hat, zutage gekommen sind. 193

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