Oberösterreichische Heimatblätter gang — befindet sich ein romanisches Kapitäl. Zu den schönsten Teilen gehört aber die Mittelsäule mit einem romanischen Knospenkapitäl, das eine nach Nord¬ westen schauende Fratze besitzt. Der Naum im Osten der Krypta hat zwar dieselbe Breite wie die Krypta, ist aber bedeutend länger und auch die Gewölbekonstruktion ist eine andere. Er gehört einer jüngeren Bauperiode an und entstand zu einer Zeit, als die Kirche vergrößert wurde. Im Westen schließt sich an die romanische Krypta die Gruft des Klosters an. Diese Gruft war lange Zeit unzugänglich und man vermutete, daß sie eine Fort¬ setzung der romanischen Krypta darstelle. Ebenso vermutete man eine Stiege, die von der Kirche hinunterführe und unter einer 20 cm starken Marmorplatte be¬ ginnen sollte. Diese Platte befindet sich in der Mitte des Absatzes der breiten Stiege, die aus dem Kirchenschiff zum erhöhten Chor hinaufführt. Die Platte hat mehrere Sprünge und zeigt die Inschrift: „Haec est Requies V. Conventus B. M. V. Plagae MDCL IV.“. Durch das verständnisvolle Entgegenkommen des damaligen Abtes von Schlägl, Benedikt Sobotka, wurde es ermöglicht, die Gruft im September 1936 zu öffnen, um vielleicht wertvolle Aufschlüsse über die Vergangenheit von Schlägl zu erhalten. Da, wie schon erwähnt, die Marmorplatte zerbrochen ist und dadurch eine Hebung sehr erschwert gewesen wäre, wurde von der Westseite der romanischen Krypta die Steinmauer durchbrochen, die eine Dicke von ungefähr 1.7 m aufweist. Die Gruft hat eine Nord-Südausdehnung von 5 m, die West-Ostausdehnung ist 3.5 m. Die Gesamthöhe der Gruft, die ein Tonnengewölbe nach oben abschließt, ist 2.05 m. An der Südseite, 1.3 m von der Westseite und 1.6 m von der Ostseite entfernt, beginnt in einer Höhe von 1.75 m ein Entlüftungsschacht. Im Norden schließt die Gruft eine Ziegelmauer ab, die eine Ziegelbreite (0.17 m) stark ist. Der nun anschließende Raum hat dasselbe Gewölbe wie der vorherbesprochene, so daß wir es mit einer Fortsetzung der Gruft zu tun haben. Die Mauer wurde vermutlich aufgeführt, als in diesem Raum für Särge kein Platz mehr war. Dieser nördliche Raum ist gleichfalls durch eine Ziegelmauer in zwei Teile getrennt. Der Boden der Gruft besteht aus quadratischen Ziegeln (0.18 m X 0.18 m). Unter diesem Ziegel¬ pflaster ist Erde. An den Wänden der Gruft befinden sich Namen und Todesjahr der verstor¬ benen Herren. Die Schrift ist schwarz und auf die Mauer geschrieben. Die älteste Jahreszahl (1659) ist in der Nordostecke der Gruft, die jüngste Inschrift lautet: „Ex Do. Nobertus Razesperger, 1783, 7. Dez.“. Die Jahreszahl 1654 auf der Marmorplatte und die Daten der begrabenen Herren, deren Todesjahr nach 1654 fällt, lassen den Schluß aufkommen, daß diese Gruft erst in dieser Zeit entstanden ist, also mit den ältesten Teilen des Stiftes nichts zu tun hat. Damit stimmt auch eine Nachricht aus der Zeit des Abtes Martin Greysing (1625 — 1665) überein, daß er die Gruft in Schlägl neu her¬ 210
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