OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Tochterklöster ausübten, indem ihnen das Recht und die Pflicht der Visitation zu¬ stand. 26) Für die Kultivierung des Landes waren die Prämonstratenser gute Vorbilder, da sie fast alle ihre Besitzungen selbst bebauten und nutzten, während die reich dotierten älteren Orden ihre Besitzungen zum Teil gegen Zins abgaben oder zu Lehen gaben. Bei den Prämonstratensern finden wir das erst zu einer späteren Zeit 2 Während Pröll2s), Sittersperger 29) und andere die Behauptung aufstellten daß die ersten Prämonstratenser von Österhofen in Baiern gekommen sind und daß der erste Abt Orthold geheißen habe, hat Hager eingehend und sehr stichhältig nachgewiesen, daß die ersten Prämonstratenser aus Mühlhausen in Böhmen nach Schlägl gekommen sind 30). Hager hat auch als erster auf den Ablaßbrief des Papstes Alexander IV. vom 13. Februar 1257 hingewiesen 31). Darin wird allen Christgläubigen (universis Christi fidelibus) in den Städten und Diözesen Passau, Prag und Regensburg ein Ablaß von 100 Tagen gewährt, wenn sie den Abt von Mühlhausen (abbas monasterii de Mileuz) beim Neubau des Klosters Schlägl unterstützten. Somit übernahm der Abt von Mühlhausen Verpflichtungen, die ihn ziemlich sicher als Vaterabt erscheinen lassen. In der Bestätigungsurkunde des Papstes Honorius III. vom 21. April 1221 ist uns der erste Propst von Schlägl mit G. überlieferts2). Somit mangelt der Ortholdlegende, die zuerst durch Wences¬ laus Zypser (Propst von Schlägl von 1589 — 1625) schriftlich festgelegt wurde, jede Grundlage. Wichtig erscheint mir auch der Hinweis in Chalhochs Stifterbrief, daß er sich zur zweiten Klostergründung auf den Rat weiser Männer entschlossen hätte. Es scheint naheliegend, daß sich unter diesen Männern auch Witigo von Pric-Blanken¬ berg befunden hat, der den Falkensteiner auf das seinen Gütern nahe gelegene Mühlhausen aufmerksam gemacht hat, wie schon Vielhaber vermutet hat 33). Es wäre auch dadurch verständlich, da die zweite Klostergründung auf Witigonenbesitz stattfand 34). Der Einfluß der Witigonen auf die Entwicklung von Schlägl war sehr bedeutend und gerade dieses Geschlecht half durch reiche Schenkungen den Klosterbesitz vergrößern, so daß z. B. der König Wladislav von Böhmen in einer 20) A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands Bd 4 (Leipzig 1913) G. 375. 27) Winter, a. a. O. S. 104. 28) Pröll, a. a. O. S. 23. 2) J. N. Sittersberger, Geschichte des Klosters Österhofen- Damenstift (Passau 1875) S. 19, 32. 30) E. Hager, Woher kamen die ersten Prämonstratenser nach Schlägl? (Linz 1918). 31) Original mit Bleibulle, die an roten und gelben Seidenfäden am Einschlag hängt, im Stiftsarchiv Schlägl. 32) Honorius Episcopus seruus seruorum dei dilectis filiis G. Rectori et fratribus Aus einem Vidimus des Bischofs Sancte Marie in Slage Premonstratensis ordinis .... Wernhard von Passau mit Datum vom 25. Februar 1300. Abschrift im Stiftsarchiv Schlägl. OöUB. Bd 2 S. 629. 33) Vielhaber, a. a. O. S. 49. 34) Strnadt, Das Land im Norden der Donáu, S. 181. 208

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