OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Luger: Zur Gründungsgeschichte des Prämonstratenser-Stiftes Schlägl Schloßbesitz dieses Geschlechtes darstellte 20). Das früheste Vorkommen der un¬ freien Falkensteiner fällt nicht vor 1163. Um 1188 tritt uns ein Wernherus de Valchensteine entgegen, der ein Burgsasse auf Falkenstein gewesen ist und von hier auch den Namen erhalten hat. Von ihrem ersten Erscheinen an treten uns die unfreien Falkensteiner nur allgemein als Ministeriale entgegen. Erst seit 1218 bekennt sich der Gründer des Klosters Schlägl ausdrücklich als Ministerialer des Hochstiftes Passau 21). Nach dem allerdings erst aus dem 15. Jahrhundert stam¬ menden Grabstein starb Chalhoch, der Gründer von Schlägl am 30. September 1238, seine Gemahlin Elisabeth am 30. Juli 1225 22) Eine andere Frage, die hier auch behandelt werden muß, und die für die spätere Geschichte Bedeutung hat, ist die Abstammung der Falkensteiner und Haichenbacher. Schon Strnadt hält beide für verschiedene Linien eines Stammes2s Bei beiden Stämmen kommen hauptsächlich die Namen Chunrad, Chalhoch und Heinrich vor. Beide treten in den Urkunden fast immer als Zeugen nebeneinander auf. Ihre Besitzungen dehnen sich, untereinander vermengt, bis an die böhmische Grenze aus. Auch das Siegel Nugers von Haichenbach, das ich an einigen Ur¬ kunden im Stiftsarchiv Schlägl vorfand, zeigt einen Teil des Wappens der Falken¬ steiner, nämlich drei aufrecht stehende Spitzen eines Berges. Daß die Haichen¬ bacher in den ersten Zeiten Schlägls beinahe noch mehr wie die Falkensteiner dort¬ hin stifteten, mag gleichfalls auf eine gemeinsame Abstammung hindeuten, ebenso die Tatsache, daß „Ruger der Hayhenpach“ am 2. Februar 1303, als er nach Österreich fahren wollte, Chalhoch von Falkenstein und dessen Sohn Heinrich zu Vögten über Güter zu Horau und Wantschaben aufstellte 24). Dies alles würde es dann auch erklärlich machen, daß das erste Kloster auf Haichenbacher Gebiet ge¬ gründet worden war. Die zweite Klostergründung übergab Chalhoch von Falkenstein den Prämon¬ stratensern. Der Prämonstratenserorden ist seiner Gründung nach ein Reformorden der Augustiner-Chorherren und wurde vom hl. Norbert gegründet (geboren um 1080 als zweiter Sohn des Grafen Heribert von Gennep bei Xanten). Das Ideal des neuen Ordens war die Verbindung von Mönch und Priester 25). Wichtig war die Bedeutung der Mutterklöster, da sie im allgemeinen großen Einfluß auf die 20) Strnadt, Das Land im Norden der Donau, S. 186. 21) Strnadt, Das Land im Norden der Donau, S. 187 Stammtafel der Falkensteiner. 22) Der Grabstein war früher an der Rückseite des Kreuzaltares. Heute ist er am Beginn der Stufen auf der Südseite angebracht. Der Text lautet: Anno domini MCCXXXVIII ultima Septembris obiit Calhogus de Valkenstein miles primus fundator huius monasterii. Anno domini MCCXXV XXX Julii obiit Elisabeth uxor Calhogi fundatrix huius monasterii. 23) J. Strnadt, Peuerbach, Ein rechtshistorischer Versuch, 27. Bericht des Museum Francisco Carolinum (Linz 1868) S. 357 Anm. 3. 24) Original im Stiftsarchiv Schlägl. Das Siegel ist abgefallen, liegt jedoch dabei. OöUB. Bd 4 S. 407. 25) Fr. Winter, Die Prämonstratenser des 12. Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nordöstliche Deutschland (Berlin 1911) S. 102. 207

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2