Oberösterreichische Heimatblätter vom Jahre 1312 unter dem Bischof Albrecht von Passau vom 6. April 1322 14) stoßen wir zum ersten Mal auf die Bezeichnung „odenchirchen“ für Ödenkirchen. Also haben wir es mit einer öden, vielleicht verlassenen Kirche zu tun. Auch in einer Urkunde vom 28. Februar 1344 15), in der Bischof Gottfried von Passau den oben erwähnten Tauschvertrag wieder bestätigt, treffen wir die Bezeichnung „Odenkirchen“. Diese Lage würde auch mit dem Wortlaut „in alio loco“ und mit der Behauptung, daß das erste Kloster an einem ungünstigeren Ort gestanden hat, übereinstimmen. Ferner hat sich bis heute in Ödenkirchen für ein nicht unbedeuten¬ des Gebiet, das jetzt unter mehreren Besitzern aufgeteilt ist, der Flurname „Frauenschlag“ erhalten. Außerdem ist die Lage der zweiten Klostergründung mühlabwärts tatsächlich günstiger und zwar nicht nur in klimatischer, sondern auch in verkehrsgeographischer Hinsicht, da sich bei Schlägl die Mühllinie mit der Ver¬ bindung aus Böhmen trifft. Ich halte daher die Annahme, daß das erste Kloster des Falkensteiners in Ödenkirchen stand, für die wahrscheinlichste. Wer war nun der Gründer von Schlägl? In der Bestätigungsurkunde des Bischofs Manegold von Passau vom Jahre 1209 wird als Gründer „Chahlohus in valchensteine“ bezeichnet. War er der Besitzer der Burg Falkenstein im Rannatal? War er ein Freier oder Ministerialer? In der zweiten Gründungsurkunde von Schlägl vom 9. Juli 1218 bezeichnet er sich als einen Ministerialen der Kirche von Passau 16). Das Schloß Falkenstein im Rannatal hat die Familie des Stifters nie besessen, dieses war vielmehr immer in den Händen vollfreier Geschlechter 17). So ist es auch erklärlich, daß wir z. B. in einer Urkunde aus dem Jahre 1185 unter den Zeugen einen „Chadelhous iuder de Valchenstein“ antreffen 18). Richter war aber im 12. Jahrhundert der von dem Inhaber der Grafschaftsrechte mit der Rechtsprechung Beauftragte. Es müssen da¬ her die Besitzer von Falkenstein Grafschaftsrechte gehabt haben. Die Tatsache, daß die Bischöfe von Passau, als deren Ministerialer sich der Stifter des Klosters Schlägl bezeichnet, die Herrschaft Falkenstein nie innegehabt haben, deutet darauf hin, daß Chalhoch Falkenstein nie besessen hat Als Stammschloß des Gründers von Schlägl ist vielmehr Rannariedl an der Mündung der Ranna in die Donau zu bezeichnen, das damals auch den einzigen 14) Original auf Pergament mit einem hängenden Siegel aus gelbem Wachs im Stifts¬ archiv Schlägl. 15) Original auf Pergament mit einem hängenden gelben Wachssiegel im Stiftsarchiv Schlägl. OöUB. Bd6 S. 470. 1*) Zweite Gründungsurkunde. Abschrift im Stiftsarchiv Schlägl. OöUB. Bd 2 S. 597. 17) J. Strnadt, Das Land im Norden der Donau, Archiv für österr. Geschichte Bd 94 1. Hälfte (Wien 1905) S. 186. 18) OöUB. Bd 1 S. 581. Die Übergabe einer Hube an das Kloster St. Nikola wird be zeugt. Daß Falkenstein an der Ranna gemeint ist, wird durch die zwei folgenden Zeugen be¬ wiesen: Albrecht von Fischbach (Pfarre Rohrbach) und Gisilolt von Hoyenberge (Hugenberg Pfarre Natternbach). 12) Strnadt, Das Land im Norden der Donau, S. 204. 206
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