OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Luger: Zur Gründungsgeschichte des Prämonstratenser-Stiftes Schlägl das Meßgewand mitnahmen und in das Mutterkloster Langheim zurückkehrten. Sie waren auch durch keine Bitten Chalhochs zu bewegen, wieder zurückzukehren. Wo ist nun dieses erste Kloster gestanden? Da die Gründungsurkunde nicht erhalten ist, müssen wir andere Beweise suchen, um zu einem befriedigendem Ergebnis zu kommen. Laurenz Pröll vertritt die Ansicht, daß sich dieses Kloster dort befand, wo heute die Maria Anger-Kirche steht *). Diese Kirche, die urkundlich erst im Jahre 1414 aufscheint, wäre nach der Ansicht Prölls als ein frommes Denkmal zur Erinnerung an das ursprüngliche Kloster errichtet worden, sonst könne man nicht erklären, daß neben dem Kloster eine Kirche entstanden wäre. Dem ist nun ent¬ gegen zu halten, daß die Anordnung einer zweiten Kirche neben der Klosterkirche durchaus kein vereinzelter Fall ist. Wir finden diesen Zustand sehr häufig, denn die Klosterkirchen wurden erst viel später auch Pfarrkirchen. Außerdem heißt es in der zweiten Gründungsurkunde ausdrücklich, daß das zweite Kloster „in alio loco“ gegründet wurde. Wie könnte dies aber erklärt werden, wenn das neue Kloster nur einige Meter vom alten entfernt entstanden wäre, wo sich bestimmt keine besseren Lebensbedingungen ergeben hätten. Sie müßten vielmehr dieselben wie am ersten Gründungsort gewesen sein. Die Neugründung hätte daher keinen Sinn gehabt. Meiner Ansicht nach befand sich das erste Kloster, das bestimmt nur ein einfacher Holzbau war, in Ödenkirchen 10). Dem Einwand Prölls, daß es dann auf Haichenbacher Besitzungen gelegen gewesen wäre, ist entgegen zu halten, daß sich der weitaus größte Teil der Besitzungen der Falkensteiner und Haichenbacher am rechten Ufer der großen Mühl befand und sie auch um Ödenkirchen Besitzungen hatten und daß beide Geschlechter eine gemeinsame Abstammung haben, wie später noch dargelegt werden soll. In einer Urkunde vom 30. Juni 1303 11), in der Nuger von Haichenbach mit seiner Hausfrau und seinem Sohne Chadolt mehrere Güter im Mühlviertel an Bischof Wernhart von Passau ver¬ kaufte, finden wir für Ödenkirchen die Bezeichnung „chirichen“. Es muß also dort damals eine Kirche gestanden sein, die vielleicht auf das erste Kloster zurück¬ zuführen ist, da sich am Mühlufer von Rohrbach aufwärts mit Ausnahme von Schlägl eine Kirche erst viel später nachweisen läßt 12). In keiner Urkunde habe ich irgendeine Bemerkung über einen späteren Bau einer Kirche in Ödenkirchen gefunden. Auch in einer Tauschurkunde vom 12. Mai 1312 13) des Bischofs Wernhart von Passau mit dem Kloster Schlägl finden wir die Bezeichnung „Chirchen“ für Ödenkirchen. Erst in der Bestätigungsurkunde des Gütertausches *) Pröll, a. a. O. S. 23 Anm. 2. 10) Hdenkirchen liegt in der Pfarre Ulrichsberg südlich der großen Mühl. 1) OöUB. Bd 4 S. 443. 12) G. Vielhaber, Skizzen der älteren Geschichte des oberen Mühlviertels, Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Mühlviertels, Bd 16 S. 48. 13) Original auf Pergament mit zwei hängenden Siegeln aus gelbem Wachs im Stifts¬ archiv Schlägl. Ebenso OöUlB. Bd 5 S. 73. 205

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