OÖ. Heimatblätter 1950, 4. Jahrgang, Heft 3

Oberösterreichische Heimatblätter Zur Gründungsgeschichte des Prämonstratenser-Stiftes Schlägl Von Walter Luger (Lambach) Am Oberlauf der großen Mühl, in jener Senke, die den Böhmerwald vom südlichen Teil des oberen Mühlviertels trennt, liegt das Prämonstratenser-Stift Schlägl. Die Tätigkeit dieses Stiftes war für die Kolonisation des nördlichen Mühlviertels von außerordentlicher Bedeutung. Von Chalhoch von Falkenstein wurde das Stift am 9. Juli 1218 gegründet 1). Doch bereits einige Jahre vorher stand in dieser Gegend ein Zisterzienser-Stift, das gleichfalls von Chalhoch von Falkenstein gegründet worden war. Wann war nun dieses erste Kloster gegründet worden? Leider sind über diese erste Gründung keine Urkunden vorhanden, so daß man auf spätere Zeugnisse angewiesen ist. Aufschluß gibt uns eine Urkunde des Bischofs Manegold von Passau aus dem Jahre 1209, in der er die Rechte und Freiheiten des Zisterzienser¬ Klosters Schlägl dem damaligen Abte Theoderich bestätigt2). Daß aber dieses Jahr nicht als Gründungsjahr anzusehen ist, wie es einige kleinere Kloster¬ geschichten annehmen3), ergibt sich aus der zweiten Gründungsurkunde vom 9. Juli 1218 *), in der Chalhoch, der Stifter von Schlägl, erwähnt, daß er das erste Kloster mit Zustimmung des Bischofs Wolfker von Passau (1191 —1204) 5) dem Zisterzienser-Kloster (ordini Griseorum) Langheim übergeben hat. Es mußte vor 1204 gegründet worden sein, da in diesem Jahr Wolfker den Patriarchenstuhl von Aquilea bestieg *). Eine genauere Angabe der ersten Gründung ist infolge Mangels an sicheren Daten nicht möglich. Dieses erste Kloster war noch ziemlich unbedeutend (coenobium exile) 7) Auch war der Ort rauh und unwirtlich und Abt und Mönche litten oft Hunger und Kälte. Es war ein trostloser Ort (locum desolatum), wie ihn der Abt von Langheim in der Verzichtsurkunde vom 20. Juni 1218 bezeichnet 8). Der Abt und ein Mönch starben infolge der Entbehrungen, denen die Mönche ausgesetzt waren. Sie blieben daher nicht länger und verließen nach einem Aufenthalt von siebeneinhalb Jahren das neugegründete Kloster, wobei sie Bücher, Kelche und *) Originalurkunde nicht mehr vorhanden. Abschrift im Stiftsarchiv Schlägl. Urkundenbuch des Landes ob der Enns Bd 2, S. 597 (im folgenden bezeichnet OöUB.). 2) OöUB. Bd 2, S. 526. 3) Originale im Stiftsarchiv Schlägl. *) Abschrift im Stiftsarchiv Schlägl. OöUB. Bd 2 S. 597. 5) A. Erhard, Geschichte der Stadt Passau, Passau (Bd 1 1862, Bd 2 1864), Bd 2 S. 83. *) Erhard, a. a. O. Bd 1 S. 75. 7) Abschrift im Stiftsarchiv Schlägl, OöUB. Bd 2 S. 597. Vgl. dazu L. Pröll, Geschichte des Prämonstratenserstiftes Schlägl im oberen Mühlviertel (Linz 1877), S. 20 ff. 8) Abschrift im Stiftsarchiv Schlägl. OöllB. Bd 2 S. 595. 204

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